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Die Garbo, wie sie zum Massenidol wurde: streng, einsam und hoheitsvoll spielt sie im „Bunten Schleier“ eine Arztfrau |
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Mein Leben mit Greta Garbo Aus dem Tagebuch der langjährigen Sekretärin der »Göttlichen« |
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Und genau dieselben Mitschülerinnen, die ihr jetzt beinahe etwas gehässig „Keta“ nachrufen, werden Jahrzehnte später in Stockholm den „Bund der G.-G.-Mitschülerinnen“ gründen und ihr alljährlichen zu ihrem Geburtstage ein Telegramm nach Hollywood schicken, auf das Greta dann nicht antworten wird. Sie hat niemals in ihrer ganzen Schulzeit eine Freundin besessen, alle ihre Liebe konzentrierte sich auf die Eltern und die Geschwister.
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Der Friseurlehrling |
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Unbeirrt von dem Krieg, der über Europa hinweggebraust ist, betreibt Herr Spaak in Stockholm sein Friseurgeschäft. Es ist wieder einmal September in dieser Stadt, und wieder ist es ein Herbst, der die nächste Station in Gretas Leben einleiten wird. Herr Spaak sitzt an seinem Schreibtisch und betrachtet das große, schwarzgekleidete Mädchen, das ihm gegenüber Platz genommen hat. Um diese Zeit muß man in Stockholm schon heizen, und das Knistern der Holzscheite ist eine ganze Zeit lang das einzige Geräusch im Raum. An den Wänden hängen Bilder, die Frauenköpfe mit modischen Haartrachten zeigen.
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Im Badeanzug fing es an: Greta spielte ihre erste Rolle in einem Reklamefilm, in dem sie Badetrikots vorzuführen hat. |
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„Wie alt sind Sie, Fräulein Gustavsson?“ fragt Herr Spaak und blättert in den Papieren, die vor ihm auf dem Tisch liegen. Aus der Tasche seines weißen Frisiermantels ragt ein schwarzer Kamm heraus.
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Kunst im Korridor |
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Den 18. September 1934 verbrachte ich mit Greta ganz allein. Es war ihr 29. Geburtstag. Ich hatte den ganzen Tag über damit zu tun, das Heer der Gratulanten und der mehr oder minder guten Freunde von ihr fernzuhalten, denn Greta litt an diesem Tage ganz besonders unter ihrem Heimweh. Wir hatten das Telefon abstellen lassen und saßen auf der Veranda unseres Hauses in Beverly Hills, beide mit einem Buch in der Hand. Ich weiß nicht, ob es die Sehnsucht nach der fernen Heimat war oder was sonst, was Greta dazu bewegte, mir ausgerechnet an diesem Abend ihre Geschichte von der Begegnung mit der Kunst und damit gleichzeitig die Geschichte ihrer ersten romantischen Liebe zu erzählen. Sie sah während der ganzen Zeit ihrer Erzählung vor sich hin auf den Boden, ohne ein einziges Mal den Blick zu heben, und ich habe jedes Wort, das sie sprach, mitstenografiert und will deshalb an diesem Kapitel auch nicht eine Zeile ändern. Sie sagte:
„Weißt du, Salka, wie am Mosebakketor in den engen Gassen die Schritte der Menschen dröhnen, wenn sie den Hügel heraufgehen, der zum Södra-Theater führt? Da möchte ich heute sein. Und ich möchte, daß mich kein Mensch kennt und alles noch einmal so ist, wie es damals war. Ich ging zwischen vielen Menschen diesen Weg. Du kennst den Platz, auf dem die beiden Theater stehen: Links das Mosebakke-, rechts das Södra-Theater. Auf dem kleinen Platz mit den Rasenflächen und Bäumen vor den beiden Gebäuden setzte ich mich an jenem Aprilabend auf die Bank und dachte: Greta, du bist verrückt! Wenn dich jemand hier sehen würde! Aber ich liebte ihn, das war es eben.
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Ein gewisses Etwas erinnert schon an die künftige Garbo, als Greta Gustavsson nach zweijährigem dramatischen Unterricht ihre ersten Bühnenrollen in einem Stockholmer Theater spielt. Die Kritik verhielt sich stumm |
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Nein, ich liebte ihn nicht, aber genau so muß es sein, wenn man jemand liebt. Dabei ist er nur zweimal an mir vorübergegangen, und sonst habe ich nur stundenlang seine Bilder angesehen. Als ich ihm das letztemal begegnete, hatte er einen weichen, wallenden Mantel an und einen unendlich kühnen Hut auf der schönen Stirn. Er ist ein so schöner Mann gewesen und hieß Brisson. Damals war ich ein schwärmerischer Backfisch und sah in diesem Namen allein schon ein Gedicht. Für mich klang er nach Meer, nach Wikingerschiffen, nach französischen Häfen und sehnsüchtigen Mädchen. Und außerdem war er ein Künstler. Plötzlich erschrak ich furchtbar. Eine hastige Stimme rief: „Herr Brisson, Ihr Auftritt!“ Eine Tür fiel zu. Schritte entfernten sich. Ich stand in einem langen Korridor mit unendlich vielen Türen. Überall waren kleine Namenschilder angebracht, aber ich brachte nicht den Mut auf, sie zu lesen. Ich drückte mich in eine dunkle Ecke und wartete. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Nie wieder in meinem Leben habe ich solches Herzklopfen gehabt. Das also, dachte ich, das ist die Welt des Theaters, die Welt, in der so gottbegnadete Wesen wie Brisson zu Hause sind. „Was hast du denn? fragte meine Mutter. Der Kalender zeigt das Jahr 1921. Im Warenhaus PUB (Paul U. Bergstroem) ist Hochbetrieb. Niels Eriksen hat seinen freien Nachmittag und möchte sich gern eine hübsche Krawatte kaufen. Er klimpert mit dem Geld in der Hosentasche. Es ist eine Zeit, in der es den Menschen wieder gut geht. Der große Krieg ist seit drei Jahren vorüber, und das Geld rollt in allen Ländern, die es verstanden haben, sich aus dem Morden herauszuhalten. „Mein Gott, Greta“, sagt er erstaunt, „seit wann bist du denn hier?“ |
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Fotos: Archiv |
Part I Part IV |
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from: Die Frau im Spiegel Nr. 50 13.12.1952
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