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Mein Leben mit Greta Garbo
Aus dem Tagebuch der langjährigen Sekretärin der »Göttlichen«

 

Salka Viertel, die Sekretärin der göttlichen Greta, hat aus ihren Tagebüchern den ersten authentischen Tatsachenbericht über Greta Garbo zusammengestellt. Als erste deutsche Zeitschrift veröffentlicht die „Frau im Spiegel“ diesen Bericht.
     Wird die Garbo wieder filmen? Diese Frage stellen nicht nur amerikanische Journalisten und das Filmpublikum der ganzen Welt immer wieder, auch Greta selber ist sich bis zum heutigen Tage eine klare Antwort darauf schuldig geblieben. Sie hat ihr langjähriges selbstgewähltes Künstlerexil zum ersten Male im Jahre 1951 durchbrochen, als nämlich in der größten amerikanischen Monatszeitschrift „McCall's Magazine“ die sensationelle Porträtaufnahme erschien, die Anthony Beauchamps machte, der als Hoffotograf der englischen Königsfamilie und Schwiegersohn Churchills bekannt ist. Dieses Foto war die große Filmsensation des vergangenen Jahres. Außer Filmbildern kannte man von der Garbo nur die Bilder, die sie auf der Flucht vor der Kamera zeigen und die ihren Widerwillen gegen Presseveröffentlichungen aller Art am besten zum Ausdruck bringen. In Filmkreisen wurde behauptet, daß die Veröffentlichung dieses Titelbildes den Auftakt für einen neuen Start der Garbo bedeutete. Hartnäckig hielt sich das Gerücht, daß der bekannte Filmjournalist John Gunther ein Manuskript für die Garbo vorbereite. Wie fast mit allen Gerüchten, die um die Garbo kursieren, verhielt es sich auch mit diesem. Es war falsch. In Wirklichkeit hatte Greta Garbo eingesehen, daß sie ihren jahrelangen zähen Kampf mit den Bildreportern aus aller Welt und den Zeitungen verloren hatte. Sie entschloß sich nämlich damals, sich nicht nur für eine private Porträtaufnahme zur Verfügung zu stellen, sondern mit der Unzahl von Gerüchten, Geschichten und Liebesaffären, die man ihr angedichtet hat, aufzuräumen. Sie bat Salka Viertel, die früher einmal bei Max Reinhardt in Berlin unter dem Namen Mea Steuermann Theater spielte, und später zur ständigen Begleiterin und Sekretärin von Greta Garbo wurde, ihre Lebensgeschichte, so wie sie sich in allen Einzelheiten zugetragen hatte, zu schreiben.
     Was bisher über Greta Garbo berichtet werden konnte, ist nur bruchstückhaft gewesen und entspricht vielfach nicht den Tatsachen. Dieser Bericht, der sich wie ein Roman liest, beweist wieder einmal, daß die Wahrheit dramatischer und packender ist, als alle Phantasie es zu erfinden vermag. Was auch immer an Illusionen bei ihren zahlreichen Verehrern zerstört werden mag, es zeichnet sich reiner und größer ein Bild ab, das dieser Schauspielerin zu Recht den Namen eintrug: Die göttliche Garbo.

                                                                                                                        

Der Sommer des Jahres 1924 war kühl und regnerisch. Ich lebte nun schon ein Jahr in Hollywood und schrieb für schwedische Tageszeitungen Berichte aus der mächtig erblühten Filmmetropole jenseits des Atlantik. Das Telegramm, das mir damals der schwedische Konsul aus New York schickte, bot mir eigentlich keinen besonderen Anlaß zur Aufregung. Wir hatten uns im Laufe meiner journalistischen Arbeit schon recht gut kennengelernt und waren beinahe so etwas wie Freunde geworden. Konsul Lindgren kabelte mir damals: „Liebe Frau Viertel, kümmern Sie sich doch bitte um unsere junge Landsmännin Greta Gustavsson, die am Mittwoch um 11 Uhr auf dem Bahnsteig in Hollywood eintreffen soll, und die nach den mir vorliegenden Berichten mit den amerikanischen Verhältnissen nicht vertraut ist. Gezeichnet Lindgren.“

 

Ein Frauenprofil, das eine ganze Welt zu Begeisterungsstürmen hinriß (links). Unser Bild rechts zeigt dieselbe Frau als Zwölfjährige (Pfeil). Damals wurde Greta von ihren Mitschülern in der Elementarschule in Stockholm „Keta“ genannt. „Sauber und wohlerzogen, jedoch zu oft abgelenkt und unaufmerksam“, so lautete die Zensur ihrer Lehrerin im Zeugnis. Nichts deutete darauf hin, daß diesem stillen, verschlossenen, langausgeschossenen Mädchen einmal eine Welt zu Füßen liegen würde. Aber wer einmal das Gesicht der späteren Greta Garbo sah, versteht, daß man sich dem Bann dieser klassischen Züge kaum entziehen kann. Und versteht auch, daß das Wort von der „Göttlichen“ keine Übertreibung ist.

 

     Die Erledigung solcher Empfangsformalitäten von schwedischen Landsleuten gehörte ja eigentlich zu meiner täglichen Arbeit, und doch habe ich damals schon, als diese Depesche bei mir eintraf, das Gefühl gehabt, daß sich mit dem Stück Papier, das ich in der Hand hielt, etwas Entscheidendes in meinem Leben verändern würde. Wie recht ich mit dieser Vermutung behalten sollte, das zeigen mir heute, wo ich mich sozusagen auf mein Altenteil zurückgezogen habe, die 27 Jahre, die ich an der Seite Greta Garbos gelebt habe, – 27 Jahre, in denen ich eigentlich nichts anderes tat, als mich einer Freundschaft zu widmen, von der ich noch heute keine Minute missen möchte.
     Wir haben beide, Greta und ich, jahrelang, ja man kann sagen, jahrzehntelang, versucht, zwei Dinge voneinander zu trennen, die im Grunde genommen, nicht zu trennen sind: Weltruhm und Privatleben. Mit welchen, teilweise recht ungewöhnlichen Mitteln Greta versucht hat, sich dem öffentlichen Interesse, soweit es ihr Privatleben betraf, zu entziehen, das werde ich noch im Laufe dieser Geschichte ausführlich erzählen. Und wenn ich jetzt daran denke, durch welches Dornengestrüpp von Gerüchten, von erfundenen Geschichten und Histörchen ich mich durcharbeiten muß, um die Garbo so zu zeigen, wie sie wirklich ist, möchte ich am liebsten aufgeben, bevor ich begonnen habe.
     Sicher werden viele meiner Mitteilungen das auslösen, was die Öffentlichkeit und die Presse aus reiner Sensationsgier zum Thema langer Erörterungen machen werden; – dennoch haben wir beide, Greta Garbo und ich, Salka Viertel, beschlossen, die Geschichte ihres Lebens zu publizieren, damit Greta vielleicht auf diese Weise endlich den Frieden finden kann, den sie ihr Leben lang vergeblich gesucht hat.
     Neben der Persönlichkeit der Garbo spielt mein eigenes Leben doch nur die Rolle eines Handlangers. Ich will also für das große Publikum jetzt in den Hintergrund treten, und die Geschichte ihres Lebens so erzählen, wie sie mir in ungezählten Abenden in Beverly Hills, in den Garderoben der Filmateliers, in Flugzeugen und auf Schiffen oder in den seltenen Urlaubstagen in unserer schönen schwedischen Heimat Greta selbst erzählt hat. Ich will nichts hinzufügen, aber ich will auch nichts verschweigen. Greta hat mir gestattet, meine regelmäßig geführten Tagebuchaufzeichnungen von dem Tage an zu benutzen, als sie meinen Weg kreuzte, und sie hat mir, um mit allen Missverständnissen aufzuräumen, noch einmal die Geschichte ihrer Kindheit erzählt. Hier ist sie:

 

Das Elternhaus
     „Wenn mein Vater vom Tage meiner Geburt sprach, dann sagte er immer: „Weißt Du, Greta, es war ein tag, an dem die Luft in Södermalm nach Rauch und Neben schmeckte.“ Einer der vielen Tage also, der den Einwohnern des Armeleuteviertels von Stockholm am Morgen nichts zu bescheren hat, als die gewohnte harte Arbeit, und der sich am Abend mit der gleichfalls gewohnten bleiernen Müdigkeit auf die Arbeiter und Handwerker, die hier wohnen, legt. So ein Tag war der 18. September 1905. Wir wohnten damals in dem Hause Blekingegatan 32. Ich kann mir gut vorstellen, wie Vater damals zumute gewesen sein muß, als er an diesem Morgen aus dem Hause trat, noch den Geruch von Karbol, Medikamenten und frischem Leinenzeug in der Nase, und zu seiner Arbeit ging. Sicher haben auch an diesem Tage gegenüber vor dem Hause des Bäckers Holgersen die Kinder schon am frühen Morgen im Rinnstein gespielt und nach der durchregneten Nacht Schiffchen aus Zeitungspapier schwimmen lassen. Dennoch wird für Vater dieser Morgen anders gewesen sein als mancher andere, denn in dieser Nacht hat er mich zum erstenmal im Arm gehalten.

 

    
Recht bürgerlich und solide sehen die Eltern des späteren Filmstars aus: Vater Gustavsson im Sonntagsstaat, und die Mama, die nach dem frühen Tode ihres Mannes die Tochter allein aufziehen mußte
    

 

     Ich war das zweite Kind und habe oft hören müssen, daß Vater sich, nachdem meine Schwester Alva schon drei Jahre alt war, eigentlich einen Sohn gewünscht hatte. Meine Mutter hatte aber in ihrer zähen, beinahe eigensinnigen Art, die die Bauernkinder des Wärmlands in ganz Schweden berühmt gemacht hat, schon vor meiner Geburt die Namen Greta Lovisa auf einen Zettel geschrieben. So sollte ihr zweites Kind heißen, und so bin ich denn auch getauft worden.
     Ich habe genau wie andere Kinder an die ersten Jahre meiner Kindheit keine Erinnerungen. Was ich noch weiß, stammt mehr oder weniger aus den Erzählungen meiner Eltern. Ich weiß selbst nicht warum, ich trag bis zum heutigen Tage, wohin mich mein Beruf auch immer geführt hat, in meinem Handgepäck eine Zeitung mit mir herum, auf deren erster Seite ein großer Bericht über die Meuterei in Odessa steht. Die zweite Seite ist abgerissen, vielleicht hat Vater damals für Alva eines der Papierschiffe daraus gemacht, mit denen wir in der Blekingegatan spielten. Auf der Rückseite des Blattes steht unauffällig und bescheiden an fünfter Stelle in den Geburtsregister-Anzeigen dieser Woche auch mein Name.
     Was die Eltern damals glaubten, schien später auch mir die Bestimmung meines Lebens zu sein: Fabrikarbeit oder vielleicht die große Karriere: – Verkäuferin zu werden in einem der vielen Geschäfte Stockholms. Ich habe mich immer auf diese Zukunft, die damals eigentlich anders gar nicht denkbar war, gefreut und habe im Grunde genommen bis zum heutigen Tage noch eine unbestimmte Angst in mir, daß alles so ganz, ganz anders kam.
     Dr. Eklund hieß der Arzt, der, glaube ich, wohl allen Kindern in unserer Straße zu dieser Zeit ins Leben geholfen hat. Ich habe ihn viele Jahre später wiedergesehen, und er erzählte mir, wie er Vater damals auf seinem Arbeitsweg zum Hafen begleitet habe. Bäcker Holgersen blinzelte gerade aus seinem Laden in das fahle Morgenlicht, hielt die beiden Männer an und fragte: „Na, Gustavsson, kann man schon gratulieren?“ – „Ja, Holgersen“, sagte er da, „diesmal war es ein wenig schwerer, Anna ist keine von den Stärksten und hat sich seit Alvas Geburt eigentlich nicht so recht erholt. Aber unser Dr. Eklund ist wie immer gleich gekommen, er ist eben immer da, wenn man ihn braucht.“
     „Na, wem hat er denn ans Licht verholfen? Einem Stammhalter?“
     „Nein“, sagte Vater traurig, „wieder einem Mädchen.“ Für Bäcker Holgersen und Vater war das Gespräch im Vorbeigehen damit beendet. Der Bäcker dachte sich vielleicht, daß damit ein notwendiges Übel mehr auf der Welt sei, was er bald am Aufschreiben unbezahlter Lieferungen feststellen würde, und Dr. Eklund, der dafür bekannt war, daß er in unserem Stadtviertel noch nie ein Honorar verlangt hatte, hat sich bestimmt weiter keine Gedanken gemacht.“

 

Die Kindheit
     „An der Peripherie von Stockholm liegen Tausende von Schrebergärten. Jeden Tag sieht man einen endlosen Zug von Leuten hinausziehen, es sind zum größten Teil die Einwohner von Södermalm. Wer hat hier schon genug Geld, um sein Gemüse beim Krämer einzukaufen? Auch Carl Alfred Gustavsson, mein Vater, hatte hier ein kleines Stück Land gepachtet und fuhr Abend für Abend mit seinem Leiterwagen hinaus. Es ist kein Vergnügen, tagsüber schwer zu schuften und auch in den Abendstunden die Hände regen zu müssen. Andere gingen zu dieser Zeit in die Kneipen oder bummelten durch die Straßen. Aber Vaters Einkünfte aus seiner Arbeit am Hafen waren klein, und drei Menschen wollen ernährt werden.“
     So hat Greta mir die ersten Jahre ihrer Kindheit geschildert und genau an dieser Stelle beginnt eine kleine Geschichte, die mir der lange Niels Eriksen viele Jahre später in Stockholm erzählt hat.
     „Es war im Herbst des Jahres 1911, als ich eines Tages Carl Gustavsson mit seinem Leiterwagen auf der Straße traf.
     „Guten Abend, Carl“, sagte ich, „immer fleißig? Wie wäre es denn mit einem kleinen Schnäpschen?“
     „Nein“, antwortete aus dem Leiterwagen eine dunkle, etwas altkluge Mädchenstimme, „wir fahren auf unseren Acker.“
     „Na, du weißt ja schon ganz genau, was du willst, Greta, du kleine Hopfenstange. Wie lange willst du denn noch weiterwachsen mit deinem siebenmalweisen Verstand?“
     „Bis ich groß genug bin“, antwortete Greta, und trommelte mit ihren Beinen gegen die Gießkanne. Als ich Greta diese Geschichte vorlas, lachte sie und sagte: „Oh, daran kann ich mich noch gut erinnern, ich habe tatsächlich bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr sehr darunter gelitten, daß ich nach meiner Ansicht viel zu groß war. Wir wurden mit 12 Jahren einmal in der Schule gemessen, und da hatte ich mit 1,65 Meter mehr als zehn Zentimeter Vorsprung vor allen meinen Mitschülerinnen.“

 

Dieses Bild eines schwedischen Backfisches läßt schon ahnen, welche Schönheit sich hinter den noch nicht voll ausgebildeten Zügen verbirgt. Daß diese schwermütigen Augen jedoch faszinieren sollten, das wußte damals in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg noch niemand Fotos: Archiv

 

     Doch hören wir weiter den langen Niels:
     „Groß genug wozu?“ erkundigte ich mich belustigt.
     „Groß genug, um unseren Acker zu kaufen“, sagte Greta. Dann zog Gustavsson mit seinem Wagen weiter und ich wanderte die Straße hinunter. „Hübsch ist sie gerade nicht, die kleine Gustavsson“, sachte ich, „aber so sicher kann man das in diesem Alter von einem Mädchen schließlich noch nicht sagen. Was weiß man – vielleicht heiratet sie einmal einen, der ihr den Acker kauft.“
     In diesem Milieu wuchs also Greta Gustavsson heran, und keiner der beiden Eltern konnte damals ahnen, daß 15 Jahre später ein großer Luxusdampfer mit heulenden Sirenen in den Hafen von New York einlaufen wird und das kleine Mädchen mit dem hellblonden Haar, das jetzt noch ein billiges, dünnes Kleidchen trägt, an der Reling stehen wird. Aber der Weg aus der Zwei-Zimmer-Wohnung bis zur Freiheitsstatue ist noch lang.
     Einige Jahre vergehen in dem gewohnten Einerlei der Kinderzeit. Jetzt ist Greta 11 Jahre, und zum erstenmal holt das Schicksal zum Schlage aus. Als sie eines Tages wieder mit ihrem Vater in dem kleinen Vorstadtgarten arbeitet, setzt er sich plötzlich auf die Erde. Auf seinem blassen Gesicht stehen Schweißtropfen.
     „Was ist dir?“ fragt Greta ängstlich.
     „Nichts“, sagt der Vater mühsam. „Es geht gleich vorbei. Ich habe das in letzter Zeit manchmal.“ Er schließt die Augen und horcht auf das fremde Geräusch seines schlagenden Herzens. Er ist lange genug zur See gefahren und mit Maschinen und Motoren umgegangen, um schon am Ton zu erkennen, daß irgendetwas nicht in Ordnung ist. So hört er auch jetzt am Klang und am unregelmäßigen Rhythmus, daß der Motor in seiner Brust einen Defekt hat. Aber es wird schon nichts passieren. Es darf nichts passieren. Die Frau erwartet das dritte Kind. Vielleicht wird es ein Sohn, und da darf der Ernährer nicht ausfallen.
     Es wird ein Sohn, und er trägt den Namen Sven Gustavsson. Greta und ihre Schwester nennen ihn Strety. Es ist derselbe Sven Gustavsson, der später Ingenieur wird und von 1936 ab den Bauernhof Haarby an dem Binnensee Sillen, südlich von Stockholm, für seine weltberühmte Schwester Greta Garbo verwaltet. Auch für ihn, der jetzt noch klein und runzlich in seiner Wiege liegt, wird der Lebensweg der großen Schwester schicksalsbestimmend.

Lange schon, nachdem Gretas Name in Paris, Berlin, Rom und New York ein gleich bekannter Begriff ist, meint auch Sven Gustavsson, daß er zur Bühne oder zum Film berufen sei. Und auch bei ihm greifen die Mächte ein, die für die Schwester in Amerika schicksalsbestimmend waren: Die Chefs der Metro-Goldwyn-Mayer. Sven Gustavsson wird mehr oder weniger gezwungen, einen einmaligen Vertrag zu unterschreiben. Louis B. Mayer verpflichtet sich, ihm auf Lebenszeit monatlich 2000 Dollar zu zahlen dafür, daß der Ingenieur Sven Gustafsson verspricht, niemals im Film oder auf der Bühne aufzutreten. Da nach der Meinung Hollywoods sein Talent so bescheiden ist, daß er Greta nur lächerlich machen würde, besteht sonst die Gefahr, daß er den Ruhm der Göttlichen untergräbt.
     Nach den ersten Schuljahren wird auch für Greta das Leben härter. Der Vater ist jetzt oft krank, der Weg zum Stadtrand ist für ihn längst zu weit geworden. Mit ihrer Schwester Alva zusammen bearbeitet sie jetzt allein das Stückchen Land. Die Mutter muß zu Hause bleiben und für den kleinen Sven sorgen. Gleich nach der Schule sind die beiden Mädchen bei jedem Wetter oft bis in den späten Abend draußen zu sehen. Der Schrebergarten ist ihre zweite Heimat geworden.
     In der Schule fällt sie in dieser Zeit durch keine besonderen Leistungen auf. Sie ist ein stilles, verträumtes, ein wenig ungelenkes Kind, das stets mit dem gleichen hellblauen, verschlissenen Kleidchen auf einer der letzten Bänke hockt. Die großen traurigen Augen in ihrem Gesicht werden nur noch größer und trauriger, wenn sie eine Frage der Lehrerin nicht beantworten kann.

 

 
Part II
  

 

from:   Die Frau im Spiegel     Nr. 49    6.12.1952
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