Greta Lovisa Gustafsson hatte eine zänkische Mutter und einen trunksüchtigen Vater. Den Namen Greta Garbo gab ihr Mauritz Stiller, ihr erster Liebhaber und Entdecker. Bereits 1926 eroberte sie Hollywood, und ein paar Triumphe weiter war sie „Die Göttliche“ – eine rätselhafte Schönheit mit unerklärlicher Macht über Männer, inem unergründlichen Gesicht von klassischem Ebenmaß. Lachen durfte sie zum ersten Male 1939 als „Ninotschka“ (Foto mit Melvyn Douglas), in ihrem vorletzten und schönsten Film. Die Rolle der Geheimnisvollen, verborgen hinter dunklen Brillen und unter Kopftüchern, nahm sie nach ihrem Rücktritt mit in ihr Privatleben. Zuletzt wohnte sie in New York, zurückgezogen und menschenscheu. Nun verrät ein Buch von Sven Broman mit vielen Privatfotos mehr über die unbekannte Garbo
Ihre Liebe
So unnahbar und sternenweit entrückt, wie der Mythos sie verzaubert, ist sie nie gewesen. Und es waren nicht nur Männer, denen ihr Interesse galt. Doch ihr böser Geist, wie sich jetzt herausstellt, ist Jahrzehnte MGM-Boß Louis B. Mayer gewesen. Er beeinflusste das Leben der Garbo selbst im intimen Bereich: aus Reklamegründen zerstörte er die Beziehung zu ihrem Geliebten Mauritz Stiller und drängte sie in eine neue Affäre mit ihrem Partner John Gilbert (u.a. in „Anna Karenina“). Stiller kehrte, in Liebe und Beruf gescheitert (Mayer entzog ihm eine Regie) nach Schweden zurück und vergiftete sich mit Tabletten. Die Garbo träumte gemeinsam mit der Schriftstellerin Mercedes d'Acosta von den Weisheiten Indiens, flüchtete zu Kolleginnen wie der warmherzigen Marie Dressler oder Dorothy Sebastian und zahlreichen Männern. Leopold Stokowski, weltberühmter Dirigent, wollte sie heiraten und hatte darüber schon die Öffentlichkeit informiert. Der bedeutende Fotograf Cecil Beaton war ihr Begleiter ebenso wie der Ernährungs-Apostel Gaylord Hauser, ein Bücherauflagen-Millionär. Hauser wurde für sie zum Glücksgriff als Finanzberater: mit ihm zusammen kaufte sie fast alle Grundstücke am Rodeo Drive in Hollywood, der inzwischen teuersten Einkaufsmeile der Welt. Greta Garbos letzte Liebe wurde George Schlee. Den Millionär lernte sie 1947 beim Kauf eine 375-Dollar-Kleides im Modesalon seiner Frau Valentina kennen, Königin der amerikanischen Haute Couture. Mit Schlee reiste sie fast zwei Jahrzehnte durch die Welt, zu Begegnungen mit den Rothschilds, mit Onassis, Churchill oder dem Aga Khan. Mit Schlee schmiedete sie später auch Heiratspläne, bis 1962 ein Telegramm kam: „Als gläubige Katholikin will sich Valentina nicht scheiden lassen.“ Schlee starb 1964 im Pariser Hotel „Crillon“, die Garbo fand ihn – und flüchtete verstört aus dem Nebenzimmer in die USA, ohne die Hotelleitung vom Tod des Freundes zu unterrichten.
Ihr Geschmack
Greta Garbos modische Neigungen sind auf vielen hundert Privatfotos leicht zu entschlüsseln: sie verabscheute Dekolletés, liebte Rollkragenpullover und schlackernde Slack. Sie hat nie eine Diät nötig gehabt. Sie futterte Lachs-Salate, süße Waffeln, Spaghetti und Mengen von Eis. Niemand wusste, dass sie Napoleons Grab in Paris mehr als 30mal besucht hat und das Friedhöfe sie geradezu magisch anzogen, aber auch der Lärm der Rummelplätze. Einen Bond-Film hat sie nie gesehen. Dafür das Remake ihrer „Königin Christine“ mit Liv Ullmann: „Der Film ist fürchterlich.“ Über Zarah Leander, deren Karriere als Garbo-Kopie begann, sagte sie „Ich mochte Zarah.“ Und sie schätzte auch Michael Jackson: „Er ist so hübsch! Mädchenhaft und musikalisch. Ich verpasse ihn nie im Fernsehen.“ Ihr Humor war trocken und selbstironisch. Auf die Bemerkung, der Romancier Norman Mailer sei ein Garbo-Fan: „Ich werde von ihm wegbleiben, um ihm die Illusion zu erhalten.“ Niemand wusste das alles von der Garbo. –
Ihr
Rücktritt
Nach 13 Stumm- und 14 Tonfilmen zog sich Greta Garbo, gerade 36, 1942 ins Privatleben zurück. Über 20 Angebote lehnte sie danach ab. Ihr erstes Vermögen hatte sie 1929 beim Börsenkrach an der Wallstreet verloren: „Seit 1932 hat mich nur noch das Geld interessiert“, gab sie zuletzt zu. „Es war gut, dass ich aufgehört habe, als ich noch jung und nicht ausgeplündert aussah. In Hollywood altert man schneller als anderswo.“ Ihr Geheimnis blieb, weshalb sie körperlich so früh erschöpft war. Sie litt an Arthritis. Chronische Bronchitis, Emphyseme, Fußbeschwerden quälten sie später. Niemand ahnte es. Als sie am 15. April 1990 starb, hatte sie Jahre bei der Dialyse verbracht: dreimal in der Woche hing sie am Tropf. Greta Garbo wurde 84 Jahre alt.
Pfeife rauchende Greta Garbo:
ein Privatfoto des berühmten
Polarfliegers Einar Lundborg auf
der Reise mit der „Drottningholm"
im Jahr 1929
|