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Der Mythos eines Gesichts
D
ie "Göttliche Garbo" ist tot – Zurückgezogenes Leben seit 1941

     Am Ostersonntag starb Greta Garbo in einem New Yorker Krankenhaus, 84 Jahre alt und längst zur eigenen Legende geworden. 1954 hatte sie für ihr Gesamtwerk den Oscar bekommen. Die Faszination dieser Frau, einer schauspielerisch im Grunde nur mäßig begabten schwedischen Aktrice, ist unvergessen. Ihr Bild hat Generationen, Stile und Moden überdauert. Gerade das Unerklärliche ihrer Wirkung auf Männer wie auf Frauen hat das Interesse an ihrer Legende wachgehalten. Ihr Markenzeichen war eine seltsame Indifferenz, eine Unbestimmtheit, die Raum für Zuschauer-Phantasien ließ, eine zur Schau getragene Gleichgültigkeit mit unterschwelliger erotischer Brisanz. Ein sportlicher, langbeiniger, eher eckiger Körper mit großen Füßen – doch was für ein Gesicht! Begriffe wie ebenmäßig, marmorschön, sensibel, melancholisch und unnahbar umschreiben ihre Aura nur andeutungsweise. Ihr knappes Dutzend Filme sind vor allen Variationen dieses Gesichts. Die Streifen waren im Schnitt keine Meisterwerke, nimmt man Ernst Lubitschs bezaubernde "Ninotschka" von 1939 aus.
     Sie war ein Bild aus Träumen, und dieses Bild ließ sie schon vor langer Zeit zurück: Alterslos und schön. Von der alternden "Göttlichen" sah man nur noch verschwommene Fotos mit riesiger Sonnenbrille und Schlapphut. Ihr letzter Film "Die Frau mit den zwei Gesichtern" liegt schon etwa 50 Jahre zurück und war eine unglückliche Angelegenheit. Ihr erster Flop. Erschrocken hat sie nie wieder gefilmt, reiste ruhelos und menschenscheu durch die Welt, rettete ihren Mythos, ihren Platz Nummer Eins in der Rangliste Hollywoods und lebte die letzte Jahre ganz zurückgezogen in ihrem New Yorker Appartement.
     Der schwedische Stummfilm-Regisseur Mauritz Stiller sah das etwas pummelige Fräulein Greta Lovisa Gustafson aus einer ärmlichen südlichen Vorstadt Stockholms 1923 bei der Abschlußprüfung ihrer Schauspielstudien, nahm sie zu sich, arbeitete mit ihr und gab ihr ein Jahr später die Hauptrolle in seinem Selma-Lagerlöf-Film "Gösta Berlin". Es wurde ein Welterfolg und trug Greta Gustafson eine weitere erfolgreiche Filmrolle in dem Streifen "Freudlose Gasse" in Berlin ein.
     Hollywoods mächtiger Film-Boß Louis B. Mayer wurde aufmerksam, holte Greta Garbo, wie Stiller inzwischen ihren Namen international verständlicher geändert hatte, und ihren Entdecker in seine Studios, und aus der kleinen Schauspielerin formte Metro-Goldwyn-Mayer schon in ihrem zweiten amerikanische Film "The Tempress" (Versucherin) den unnahbaren romantischen Vamp. "Die Garbo" wurde in Hollywood geboren.
     Mauritz Stiller schied inzwischen schon als Regisseur dieses ihres zweiten Films aus, ging verbittert nach Stockholm zurück und starb 1929. Greta Garbo aber machte Karriere, erwies sich mit ihrer rauchigen, dunklen, sinnlichen Stimme auch als überaus tonfilmtauglich und diktierte auf der Höhe ihres Ruhms, kaum 25 Jahre alt, den MGM-Bossen ihre Verträge, wie es außer ihr nur noch Charlie Chaplin getan hatte.
     Fünfzehn Jahre dauerte ihre Karriere. Aus Stummfilmzeiten stammen unter anderem "Anna Karenina" 1927, "Wilde Orchideen" 1929, "Herrin der Liebe" 1931. Im gleichen Jahr drehte sie den Tonfilm "Mata Hari", ein Jahr später "Menschen im Hotel", feierte Triumphe in der "Sünderin" von 1932, der "Königin Christine" 1933, einer "Kameliendame" von 1936 und hörte auf zu filmen nach dem Mißerfolg ihrer "Frau mit den zwei Gesichtern" 1941.
     Von Beginn an hat sie Arbeit und Privatleben streng getrennt. Mag auch ein wenig werbewirksame Berechnung hinter ihrer betonten Menschenscheu gesteckt haben – sie war wohl ein eigenbrötlerischer Mensch, wenig fähig zur Partnerschaft. Sie hat nie geheiratet. Ein paar Beziehungen zu Männern wie John Gilbert, dem Dirigenten Leopold Stokowsky oder dem britischen Gesellschaftsfotografen Cecil Beaton, der übrigens als alter Herr geschwätzig wurde und wenig galant aus der gemeinsamen Zeit geplaudert hat. Ihre Flucht ins Inkognito: "I want to be alone!" verstärkte nur ihren Mythos. Sie blieb die göttliche Garbo, die Ausnahmeerscheinung, der Jahrhundert-Star, das schöne zurückgelassene Bild einer strahlend faszinierenden Frau.

 

from:   ???,         April 1990
© Copyright by  Hans Lehmann

 

 

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