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Greta Garbo
Die Göttliche,
die Angst vor den
Menschen
hat

Fast ein halbes
Jahrhundert ist es her
seit sie sich vom Film
zurückzog, doch ihr Name
hat noch heute einen
faszinierenden Klang

 


Ein süßer Teenager:
Greta mit 14. Bereits
drei Jahre später dreht
sie ihren ersten Film.

Eine einsame alte Frau,
die sich nur selten unter
Menschen wagt: die
Garbo mit 75.
          
Der Göttlichen wurden zahlreiche Liebesaffären
nachgesagt, so mit dem Millionär George Schlee
(li.) und mit Filmpartner John Gilbert (re.).
Geheiratet hat sie nie.

 

Ein kühler Herbstmorgen in Manhattan. Die bleiche Sonne über der 52. Straße spiegelt sich matt in den Fenstern der feudalen Apartmentblocks. Ältere Damen im Nerz führen ihre Pudel aus, Kindermädchen gehen mit ihren Schützlingen spazieren, die Portiers vor den Häusern unterdrücken mühsam ein Gähnen. Plötzlich tritt eine alte Frau mit überdimensionaler Sonnenbrille, Wollmütze und dickem Schal aus der Tür, schaut sich nach allen Seiten um und geht die Straße entlang. Schlagartig verändert sich die Szene: Die Türsteher nehmen Haltung an, die Kindermädchen verlangsamen ihren Schritt, die Pudel-Ladies reißen die lila umschminkten Augen auf.
     Die Göttliche hat sich endlich einmal wieder auf die Straße gewagt.
     Unter der Mütze ein paar weiße Haarsträhnen, vom Schal nur unzureichend verhüllt ein faltiges Kinn. Der schmale blasse Mund entschließt sich zu einem vagen Lächeln. „Sie ist noch genauso wunderbar wie einst“, schwärmt der Besitzer des kleinen Buchladens in der 52. Straße. „Sie geht nie ohne Lächeln an unserem Schaufenster vorbei“, sagt die Filialleiterin der Schlachterei, „dabei ist sie doch Vegetarierin und kauft bei uns nur, wenn sie Gäste hat. Sehr selten also.“ Und die Angestellte im Blumenladen bekommt feuchte Augen: „Sie ist eine lebende Legende. Deshalb beschützen wir sie vor allen Neugierigen, vor allem aber vor den Presseleuten.“
     Jahrzehntelang, seit Greta Garbo 1941 ihren endgültigen Abschied vom Film nahm, verfolgten sie sensationslüsterne Reporter auf Schritt und Tritt. Und hatten doch nie Erfolg. Auf Erden wird „die Göttliche“ ihren Mitmenschen ein Rätsel bleiben.

 

     
Mauritz Stiller, Entdecker der Garbo (links, 1923),
gab ihr in seinem Film „Gösta Berling (rechts)
die erste große Rolle. Er erfand auch ihren
Künstlernamen.

Eine Szene aus „Die große Metro
Lachparade“ (2.12. um 15.45, ARD):
Greta Garbo als Skiläuferin in
„Die Frau mit den zwei Gesichtern“.
     
Sie spielte die schillerndsten Frauengestalten und
blieb doch stets sie selbst: als Mata Hari (links) und
Maria Walewska (rechts, mit Charles Boyer).

Die Göttliche menschlich-komisch:
In Ernst Lubitsch' Film “Ninotschka
zeigt Greta Garbo als russische Lehrerin
(hier mit Melvyn Douglas) erstmals ihr
großes komödiantisches Schauspieltalent.

     
Zwei große Erfolge “Königin Christine”
(li., mit John Gilbert) und „Anna Karenina“.
Einen Oscar bekam die Garbo erst 1954,
lange nach ihrem Rückzug vom Film.

 

     Das einzige, was in ihrem Leben eindeutig ist, sind Fakten und Daten: Greta Lovisa, drittes Kind des armen schwedischen Straßenkehrers Karl Alfred Gustafsson, der allzu früh stirbt, muß mit 15 die Schule verlassen, um zum Familienunterhalt beizutragen. Sie arbeitet erst in einem Frisiersalon als Mädchen für alles, dann in einem Kaufhaus, wo sie von der Packerin zum Katalog-Modell aufsteigt.
     Sie schwärmt fürs Theater, wird von einem mittelmäßigen, heute längst vergessenen Regisseur namens Eric A. Petschler entdeckt und darf in dem albernen Film „Peter, der Tramp“ eine Minirolle spielen.
     Es folgen Schauspielunterricht am Dramatischen Theater Stockholm – du ihr zweiter, eigentlicher Entdecker: der heute ebenfalls vergessene, damals aber anerkannte Regisseur Mauritz Stiller, der ihr eine Rolle im Film „Gösta Berling“ (nach dem Roman von Selma Lagerlöf) gibt und sie schließlich 1925 über Berlin nach Hollywood bringt.
     „Ein solches Gesicht bekommt man nur einmal in einem Jahrhundert vor die Kamera“, hatte Stiller gesagt. Louis B. Mayer, mächtiger Boß der Filmgesellschaft Metro Goldwyn Mayer, war ebenso fasziniert: „Schön ist sie, überirdisch schön!“
     Bereits nach ihrem Hollywood-Debüt „Fluten der Leidenschaft“, in dem sie an der Seite von Ricardo Cortez spielte – besser gesagt: ihn total an die Wand spielte – lagen ihr Kritiker und Publikum zu Füßen. Ihr Schauspieltalent war unumstritten, aber mehr noch wurde ihre Schönheit bewundert, die Art, wie die Garbo sie auf der Leinwand einsetzte: Schönheit in ihrer reinsten Form, von nordländischer Kühle, die dem Star stets etwas Entrücktes, Geheimnisvolles gab.
     So sehr Hollywood Greta Garbo auch in die Rolle eines Vamps zu pressen versuchte – sie blieb die hoheitsvolle Unberührbare, für Männer nur in ihren Träumen erreichbar, von Frauen verehrt, denn wie sollte man einem „göttlichen Wesen“ mit Eifersucht begegnen?
     1939, in dem Film „Ninotschka“ von Ernst Lubitsch, sah man die Garbo zum ersten Mal lachen. Das neue Image der „normalen Frau“ bekam ihrer Karriere nicht. Die zweite Komödie „Die Frau mit den zwei Gesichtern“, die die Göttliche 1941 allzu menschlich zeigte, wurde gar ein völliger Flop: Greta Garbo zog sich spontan vom Film zurück.
     27 Filme (ihre schönsten: „Anna Karenina“, „Königin Christine“, „Die Kameliendame“) hat sie gedreht, dabei ein Millionenvermögen gemacht, von dem sie seit nunmehr 47 Jahren lebt. Reiche Freunde wie Onassis und Mitglieder der Familie Rothschild legten es für sie gewinnbringend an.
     Zahlen und Fakten – aber was sagen sie schön über die Persönlichkeit Greta Garbos aus? Wie war sie, wie ist sie? Wie sah, wie sieht sie das Leben, die Liebe? Fragen, die sie nie beantwortet hat, Fragen, die sie nicht mehr beantworten wird, denn die 83jährige ist menschenscheuer denn je. Alles, was wir über sie wissen, stammt von Menschen, die sie kannten. Und vielleicht doch überhaupt nicht kannten.
     Liebesaffären soll sie reichlich gehabt haben: Mit ihrem Entdecker Stiller, mit Filmpartner John Gilbert, dem sie angeblich zweimal kurz vor der Trauung davonlief, mit dem großen Dirigenten Leopold Stokowski, dem Starfotografen Beaton, mit dem Millionär Schlee oder dem Diät-Experten Gaylord Hauser. Sie schwieg zu allen Gerüchten – und hat nie geheiratet.
     „Sie ist der gehemmteste Mensch, mit dem ich je arbeitete“, klagte Regisseur Lubitsch. „Ähnlich schwierig war nur Gary Cooper.“ Entdecker Stiller rätselte: „Ihre Angst vor Menschen ist unerklärlich.“ Ein Journalist, der die Garbo auf Festen beobachtete, urteilte: „Sie war der Tod einer jeden Party. Sie verbreitete eine Aura der Einsamkeit um sich herum.“
     Die Floristin in der 52. Straße, Manhattan, sagt: „Blumen kauft die Garbo nie. Dabei sind Blumen doch ein Ausdruck von Lebensfreude! Manchmal denke ich, daß sie ohne ihre Schönheit und ihren Ruhm eine glückliche Frau hätte werden können.“
G. P.

Fotos: Intertopics (2), Karkosch (5), Pandis (1), Süddeutscher Verlag (5)

 

from:   Frau im Spiegel     1988 Nr. 49
© Copyright by   Frau im Spiegel

 

 

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