Greta Garbo Widerspruch: Ein Mythos war und ist sie doch. Ob sie wollte oder nicht. Und obwohl sie beteuerte: „Ich bin eine Frau wie jede andere. Das Mysterium Greta Garbo ist nichts als eine Massensuggestion.“ Sollte man sie denn allesamt Lügen strafen, ihre berühmten Zeitgenossen? Den Schriftsteller Klaus Mann beispielsweise, der „das schönste Gesicht, das er je gesehen hat“ pries. Die Filmwissenschaftler Siegfried Kracauer und Béla Balász, die von ihr als der „Schönheit schlechthin“ sprachen und von ihrer „oppositionellen“ oder auch „leidenden und traurigen Schönheit, deren Gesten so sind, als ekelte ihr vor der Berührung mit dieser schmutzigen Welt“. Wohl keine Filmfrau – Marlene Dietrich ausgenommen – inspirierte so viele Schreiber zu so vielen Superlativen. |
|
Auch gestand man ihr zu – ihr nur allein – in Hosen und Männerschuhen rumzulaufen und sich dem Partyleben gegenüber höchst ungesellig zu zeigen. Und rätselhaft auch, dass Filmkritiker sich über ihre Bewegungen, großen Füße und maskuline Statur mokierten und im gleichen Atemzug ihrer erotischen Ausstrahlung huldigten und Wörter wie edel, vornehm, makellos gebrauchten. Wobei – so ganz ohne Kunst kam auch das Ungekünstelte nicht zustande. Bekanntlich arbeitete sie in den meisten ihrer 24 Hollywoodfilme mit dem gleichen Team von Kameramann, Szenen- und Kostümbildner, die ihre „Schokoladenseiten“ kannten. Und erst unter Expertenhand hatte sich der rundliche Teenager aus „Peter, der Vagabund“ und die Schauspielelevin mit den schwarz verschminkten Augen in die melancholische, langbewimperte klassische Schönheit verwandelt. Merkwürdig ist freilich, dass in den USA ihre Filme grad notdürftig die Kosten einspielten, während ihr Name in Europa ein Kassenmagnet war. Die Schicksalsstunde schlug, als sie – nunmehr Warenhausverkäuferin – für einen Hutkatalog Modell stand und schließlich in „Filmdebüt“ gab: Es war ein Reklamestreifen, bei dem sie im viel zu großen Reitdreß den Hanswurst spielte. Das Weitere ist bekannt. Sie bestand die Aufnahmeprüfung am Königlichen Theater in Stockholm, zitternd und wie in Trance. Irgendwann begutachtete sie der Filmregisseur Mauritz Stiller vom Scheitel bis zur Sohle – ein entmutigendes Erlebnis für sie. Dennoch wurde er der Mann, dem sie alles verdankt, ihr Lehrer, Freund und Regisseur des ersten Filmerfolgs „Gösta Berling“. In Berlin filmte sie dann „Die freudlose Gasse“ und gab schließlich dem MGM-Filmgewaltigen Louis B. Mayer ihre Unterschrift unter den Hollywoodvertrag. Gar so film-weltbewegend waren sie nicht, die Leinwanddramen über „Anna Christie“, die Schwedenkönigin „Christine“, „Anna Karenina“, die „Kameliendame“ oder „Mata Hari“, und ihren Stellenwert haben sie vor allem durch die Ausstrahlung dieser Frau, die wie keine andre lieben und leiden konnte. Den „Oscar“ erhielt sie also auch erst 1955 für „ihre unvergessliche Erscheinung auf der Leinwand“. Immerhin. Ihr Künstlerpseudonym Garbo übrigens heißt im Schwedischen Kobold, im Spanischen Anmut. |
|
Marlis Linke |
|
Fotos: SFA; Archiv |
|
|
from: filmspiegel Nr. 19 1985
|
||
|
English Press Article |
|
Back to Menue German Press Article |
||
International Press Article |
© Copyright 2005 – www.GarboForever.com – Germany – TJ & John – The Webmasters