Greta-Garbo-Filme

„Unternehmen Sie nichts für den Sommer. Stiller.“ Mit diesem Telegrammtext soll sich einer Stockholmer Schauspielschülerin der Weg zu einer der legendärsten Filmkarrieren der Welt öffnen. Greta Lovisa Gustafsson, die sich von nun an Greta Garbo nennt, wird von dem berühmten schwedischen Stummfilmregisseur Mauritz Stiller nach Ansicht ihrer ersten – und einzigen – Theaterrolle in dem Film „Gösta Berling“ (1924) besetzt. Bereits ein Jahr später engagiert sie in Berlin der Regisseur Georg Wilhelm Pabst für den berühmt gewordenen Film „Die freudlose Gasse“; die Garbo spielt neben Asta Nielsen. Hier in Berlin finden auch die Vertragsverhandlungen mit dem amerikanischen Filmkaiser Louis B. Mayer, Mitbegründer der Metro-Goldwyn-Mayer, und Stiller statt. Stiller macht seine Zustimmung, nach Holly­wood zu kommen, davon abhängig, daß auch Greta Garbo unter Vertrag genommen wird. Auf Mayer wirkt die Neunzehnjährige „wie ein riesiges Pferd – ein Nilpferd ... mit Armen, dick wie Schinkenkeulen und Beinen noch viel fetter – aber das Gesicht, dieses wunderschöne Gesicht.“ Nach nicht einmal fünf Jahren ist die Garbo zum Star ersten Ranges gestiegen, wird von der Öffentlichkeit angehimmelt und vergöttert. Dem Geheimnis ihrer Wirkung suchen Literaten und Kritiker heftig auf die Spur zu kommen. Sie dreht in Hollywood bis 1929 zehn Stummfilme. Während viele ihrer Kollegen an der Ton­film-Klippe zerbrechen, überrascht sie trotz des schwedischen Akzents. Keiner ihrer Filme hat einen Oscar erhalten.
     Keiner ihrer Filme hat Filmgeschichte gemacht.
     Trotzdem ist sie Legende. Die Garbo beendete ihre Filmkarriere 36jährig und zog sich ins Privatleben zurück.
     Im September 1985 wird sie 80 Jahre alt. 1955 wurde sie mit einem Sonder-Oscar geehrt „für ihre unvergessliche Erscheinung auf der Leinwand“. Zur Filmauswahl gehören: Anna Karenina (1935), Die Kameliendame (1936), Königin Christine (1934), Menschen im Hotel (1932), Die Frau mit den zwei Gesichtern (1941) – Foto, Anna Christie (1930)

from:   filmspiegel     Nr. 5   6.3.1985
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