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Eine »Legende« spricht deutsch
Zum 80. Geburtstag von Greta Garbo zeigt das ZDF eine filmische Rarität


Greta Garbo in „Anna Christie”: erstmals
“die Garbo mit Stimme” (links)
„Die Göttliche“ heute: gesichtslos
geworden (rechts)

Ihre Hauptbeschäftigung bestand in den letzten 44 Jahren darin, Absagen zu erteilen. Absagen an große Regisseure wie Max Ophüls, David Lean, Jean Cocteau und Visconti. Sie versagte sich Menschen und Institutionen, die sie mit Ehre und Preisen überschütteten wie etwa die amerikanische Akademie für Filmkunst, die ihr 1954 einen "Sonder-Oscar" verlieh.

     Greta Garbo kam nicht zur Verleihung. Sie war nach dem Mißerfolg des Films "Die Frau mit den zwei Gesichtern" (1941) ein für allemal abgetreten.
     Seit dieser Zeit ist die Garbo gesichtslos geworden. Gelegentlich wurde sie per Teleobjektiv fotografiert. Schemenhaft ist sie erkennbar. Ihr ebenmäßiges Antlitz, "das den Neid der Götter heraufbeschworen hätte", ist seither von einem großen Schlapphut verdeckt.
     Dabei sieht Greta Garbo ihre selbstgewählte Einsamkeit und Abgeschiedenheit ganz nüchtern. Bereits 1963 hatte sie durch ihr New Yorker Büro erklären lassen: "Das ewige Rätselraten darüber, ob ich wieder filmen werde oder nicht, finde ich albern. Der Mythos, der meine Person umgibt, bringt mir viel Geld ein, weil meine Filme von Zeit zu zeit wieder vorgeführt werden. Würde ich mit meinem heutigen Aussehen wieder vor die Kamera treten, wäre nicht nur dieser Mythos zerstört, sondern auch das Geschäft ruiniert."
     Bleiben also nur die 27 Filme der Garbo, um zu erahnen, warum sie "die Göttliche" genannt wurde. Einer dieser Filme heißt "Anna Christie" und wurde 1930 gedreht. Nach acht Stummfilmen hörte man hier erstmals die Garbo mit ihrer dunklen Altstimme sprechen. Diesen Film zeigt das ZDF als Geburtstags-Hommage an die Diva von einst.
     Gleichzeitig ist dieser Streifen eine kinematographische Rarität. Den "Anna Christie" wurde in zwei Fassungen hergestellt: in einer amerikanischen und in einer deutschen. Es blieb der einzige Film, in dem die Garbo deutsch sprach. Ihr kehliges, tiefes Timbre war es auch, das in den großen späteren Erfolgen wie "Mata Hari", "Menschen im Hotel", "Die Kameliendame" und "Ninotschka" ihren Vamp-Typus noch unterstrich.
     Doch die Garbo war eine entrückte "femme fatale", kalt und betörend zugleich, eine Abstraktion von Schönheit, unnahbar für Frauen wie für Männer und doch immer ängstlich, nach Hilfe suchend, wie irgendwie nicht von dieser Welt.
     Ihr 80. Geburtstag wird sein wie ihr 70. Geburtstag. Und der war wie ihr 65. und ihr 60. Er wird Anlaß sein zu einer Flut von Veröffentlichungen über das Faszinationsgeheimnis der bis heute unvergessenen "Göttlichen". Sie selbst wird sich niemand zeigen. Sie wird keine Interviews geben. Vielleicht wird sie sich ihre alten Filme anschauen, denn es war immer ihr Bestreben, ihre eigene Legende ernst zu nehmen: "Ihr werdet mich in meinen Filmen suchen, aber ihr werdet mich nicht erkennen!"

Jochen Kahn

Ihr letzter Film 1941 mit
Melvyn Douglas.
Danach trat sie ab

Ihr größter Erfolg wurde
„Die Kameliendame“ mit
Robert Taylor (1936):
„Erkennt mich in meinen Filmen“

Greta Garbo 1924 als Gräfin
Dohna in „Gösta Berling“,
der Film mit dem sie
weltberühmt wurde

Foto: Hipp, Pandis, Dr. Karkosch

 

from:   Gong     1980
© Copyright by   Gong

 

 

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