Es wird auch an ihrem runden Geburtstag nicht anders sein: Einen Spaziergang um den Häuserblock rund um ihre schöne New Yorker Wohnung, höchstens in Begleitung ihrer einzigen Freundin Cecilie de Rothschild, dann wird sich der Weltstar von einst wieder in seine eigenen vier Wände zurückziehen, wird für niemanden zu sprechen sein.
Greta Garbo wird achtzig Jahre alt. Die schwedische Schönheit von einst, die in den 30er Jahren die Filmmetropole Hollywood aus den Angeln gehoben hat, lebt seit 44 Jahren völlig vereinsamt und unbeachtet von der Öffentlichkeit im Schmelztiegel New York.
Eine selbstgewählte Einsamkeit: Die „Göttliche“, wie sie von der Filmwelt und von ihren Fans genannt wurde, hat sich 1941 aus dem Showgeschäft zurückgezogen. Die von Millionen Fans verehrte, von den Medien immer hofierte und von den Kritikern immer umschmeichelte Diva war verbittert über das vernichtende Urteil, was alle unisono über ihren Film „Die Frau mit den zwei Gesichtern“ gefällt hatten. Es war ihr letzter Film, denn nach den schlimmen Kritiken tat die Diva einen Schwur: keine Filme mehr, kein rampenlicht und vor allen Dingen keine Öffentlichkeit.
Die große Schauspielerin hat Wort gehalten. Auch noch so verlockende Angebote konnte die kühle Schwedin, die mit ihren Filmen „Die Kameliendame“, die mit ihren Rollen als Mata Hari, als Anna Karenina oder als Königin Christine zu Weltruhm und Anerkennung gelangte, nicht mehr vor die Scheinwerfer bringen.
Grotesk jedoch ist ihr Verhalten in der Öffentlichkeit, ist ihre übertriebene Scheu vor Kameras. Wann immer Greta Garbo das Gefühl hat, eine Kamera oder ein Fotoapparat sei auf sie gerichtet, verfällt die einstige Hollywood-Diva in Panik, ergreift sie überhastet die Flucht. So ist es in New York, so ist es auch im Schweizer Nobelort Klosters, wo sie immer noch ihren Jahresurlaub verbringt. Wenn sie sich da auf ihre langen Spaziergänge durch die herrliche Bergwelt entdeckt fühlt, zieht sie sich sofort in ihr Hotelzimmer zurück – um manchmal tagelang nicht mehr herauszukommen.
Ganz möchte Greta Garbo aber den Glanz der Vergangenheit doch nicht missen. Mindestens einmal im Jahr verläßt sie heimlich ihre Wohnung in Manhattan, steigt in ein Flugzeug und jettet nach Los Angeles. Dann streift sie durch die Straßen Hollywoods, vorbei an den großen Studios, bummelt über den Sunset-Boulevard, vorbei am weltberühmten „Chinese Theater“ mit den Hand- und Fußabdrücken ihrer berühmten Kollegen (und ihrer eigenen) von einst und heute.
Dann läßt die „Göttliche“ noch einmal die Jahre ihrer großen Triumphe Revue passieren. Ob sie es genießt, weiß niemand zu sagen – das verrät sie nicht einmal ihrer besten Freundin.
Viele hatten die Hoffnung, daß Greta Garbo zu ihrem 80. Geburtstag Bereitschaft zeigt, ihre Memoiren zu veröffentlichen – doch auch diese Hoffnung war trügerisch. Die große alte Dame des Films blieb stumm. |