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Die »göttliche« Greta Garbo
umgibt auch heute noch
ein Hauch von Unnahbarkeit

 

                    
Die Titelrolle des Films                              
„Königin Christine“                              
spielte Greta Garbo                              
im Jahre 1933                              
Foto: Südd. Verlag                                        

 

Zum 75. Geburtstag der berühmten Schwedin
bringt das ZDF sechs ihrer schönsten Filme

Kaum jemand weiß, wer die ältere Dame ist, die ihr luxuriöses Appartement-Haus im New Yorker Stadtteil Manhattan verlässt, um einen ihrer seltenen Spaziergänge zu unternehmen. Sie trägt unansehnliche Kleidung, und ihr schwarzes Kopftuch ist tief in die Stirn gezogen. Aber sie strahlt noch immer etwas von der einstigen, fast aristokratischen Vornehmheit aus, wenngleich ihr Gesicht mit 75 Jahren natürlich nicht mehr die Schönheit hat, die einst Millionen Kinogänger in aller Welt bewunderten. Der livrierte Diener an der Haustür grüßt nur mit „Guten Morgen, Mylady“. Ihren Namen wagt er nicht auszusprechen. So ist es angeordnet. Denn die Dame heißt Greta Garbo und verlangt Anonymität.
     Seit fast vier Jahrzehnten lebt diese Frau, die einmal als „Die Göttliche“ von der Welt angehimmelt wurde, zurückgezogen – ohne große gesellschaftliche Kontakte und ohne viele Freunde. Sie scheut die Welt und hat damit das Mysterium nur noch geheimnisumwobener gemacht, das Mysterium, das sie schon umgab, als sie noch für Hollywood vor der Kamera stand. Am 18. September dieses Jahres wird sie 75 Jahre alt: Anlaß für das ZDF, mit sechs ihrer schönsten Filme in die glorreiche Vergangenheit Greta Garbos zurückzublenden.
     Mysteriös, ungewöhnlich, mit seltsamen Gewohnheiten – das war sie schon immer. Produzenten, Regisseure und Mitdarsteller brachte sie damit oft an den Rand von Nervenzusammenbrüchen. Nur in dem Regisseur Rouben Mamoulian, bekannt für seinen Erfindergeist und Wagemut in den Anfängen des Tonfilms, fand sie ihren Meister, wenn auch er später zugeben musste, dass die Arbeit mit ihr „Faszination wie Alptraum zugleich“ war. Er meinte dabei die Dreharbeiten zu dem Film „Königin Christine“, den das ZDF als Auftakt seiner Garbo-Reihe zeigt.
     Als Greta Garbos langjähriger Vertrag mit Metro Goldwyn Mayer 1932 auslief, setzte die Filmgesellschaft Himmel und Hölle in Bewegung, damit sie ihn erneuert. Die Garbo konnte zu jenem Zeitpunkt verlangen, was immer sie wollte: den besten Regisseur, die besten Mitwirkenden, die höchste Gage. MGM sagte zu allem ja. Sie wählte als Regisseur Rouben Mamoulian. Die beiden hatten sich zuvor nie gesehen. Mamoulian wusste, dass die Garbo bei MGM Nie Besucher im Film-Studio zuließ und bei intimen Szenen bis auf den Kameramann und die Elektriker jeden aus den Kulissen hinausschickte – selbst den Regisseur, der erst dann zurückkehren durfte, wenn die Szenen nach ihrem Ermessen abgedreht waren.

 

Greta Garbo mit Ramon Novarro in dem
berühmten Film „Mata Hari“ von 1932,
den das 2. Programm für den
16. September eingeplant hat
Foto: MGM/Schweitzer
          
          
Die Garbo und Regisseur Mamoulian bei
den Dreharbeiten zu „Königin Christine“
Foto: Keystone
Szene mit Frederic March aus dem Film
„Anna Karenina“ (1935), den das
ZDF am 11. Oktober zeigen will
Foto: MGM/Südd. Verlag
          

 

     Mamoulian aber machte sofort klar, dass er die Regie nur übernehmen würde, wenn sie solche Allüren ablegte. „Da sie es war, die mich haben wollte, sagte sie zähneknirschend zu“, erinnerte sich der Regisseur. Bei ihm musste sie auch zum ersten mal Szenen proben, ehe sie gedreht wurden. Bis dahin hatte die gebürtige Schwedin, Proben abgelehnt, weil sie überzeugt war, dass sie ihre „Spontaneität zerstören und das Endprodukt damit gefährden“ würden. Und noch etwas musste sie in diesem Film zum ersten Mal tun: lachen. Eine Szene verlangte, dass die Königin – hoch zu Pferd und angezogen wie ein Page – in schallendes Gelächter ausbrach.
     Greta Garbo erklärte entrüstet, dass sie dazu vor der Kamera noch nie fähig gewesen sei. In ihrer Abwesenheit ließ Mamoulian die Mitschauspieler so lange Grimassen üben, „bis selbst ein Felsen vor Lachen bersten würde“. Der Trick wirkte. Und so erlebte eine staunende Kinowelt in „Königin Christine“ zum ersten Mal eine lachende Garbo.
     Vor beginn der Dreharbeiten hatte Mamoulian die Garbo fotografieren lassen, um ihre Wirkung zu testen. „Wie immer die Kulissen beleuchtet wurden, das Ergebnis war beeindruckend“, erklärte er. „Wir beschlossen ein Experiment, um zu sehen, ob dieses herrliche Gesicht durch eine Kamera überhaupt zu verderben war. Wir beleuchteten es von oben, von unten, aus allen denkbaren Winkeln. Der Film enthüllte hinterher nichts als Schönheit. So unglaublich fotogen war das Gesicht: Kein Licht konnte es entstellen.“
     Es war dieses Gesicht, kombiniert mit dem Talent einer ungewöhnlich intuitiven Schauspielerin, das aus der anfangs recht rundlichen und beinah schmerzhaft scheuen Schwedin schon bald nach ihrer Ankunft in Hollywood 1925 einen Weltstar machte. Ihren immensen Erfolg verdankte sie vor allem der Begeisterung, die sie bei den Frauen auslöste

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Eine Rose, von der Garbo geküsst,
brachte 3000 Mark

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     Die weiblichen Kinofans gingen in ihre Filme, um sie eher mit Fassungslosigkeit als mit Neid zu betrachten, weil die Garbo eine Schönheit besaß, von der normale Frauen nicht einmal zu träumen wagten. Ein Sexsymbol für die Männer wurde die Garbo jedoch nicht – so als stünde sie jenseits irdischer Sehnsüchte. Sie hat denn auch nie geheiratet und kaum Affären gehabt. All das machte sie einer Göttin gleich – unerreichbar, unantastbar, unfehlbar. Sie war damit genau das, was das Publikum brauchte: ein Phänomen, das die Phantasie anregte. Daß sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere 1941 ganz plötzlich und bis heute unverständlich aus dem Filmgeschäft zurückzog, hat ihrer Popularität nur geholfen. Noch nach fast 40 Jahren wird sie so verehrt, dass eine getrocknete Rose, die sie einst küsste, auf einer Auktion in London kürzlich 3000 Mark erbrachte. Sie stammte aus dem Besitz des Gesellschaftsfotografen Sir Cecil Beaton, der bis zu seinem Tode behauptete, einer der ganz wenigen Geliebten der Garbo gewesen zu sein. Vermutlich ist auch das nur eine Sage, wie so vieles im Leben der Garbo. Sie selber hat bis heute über alles geschwiegen.

Edmund Brettschneider

          
Greta Garbo beim Einkaufsbummel
in New York, wo sie heute zurück-
gezogen lebt
Foto: Action Press

 

from:   FERNSEHWOCHE     Nr. 36    1980
© Copyright by   FERNSEHWOCHE

 

 

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