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Das große Foto zeigt die Göttliche
1933 als „Mata Hari“. Als das Foto
rechts entstand, was sie erst 14
und hieß noch Greta Lovisa
Gustafsson
        

 

GARBO
Das Geheimnis der
Göttlichen

     Warum sollte man nicht einmal ein bißchen an einem geheimnisvollen Denkmal rütteln, ein bißchen ketzerisch sein: Genau genommen war sie gar nicht so schön, so göttlich. Als sie noch Greta Lovisa Gustafsson hieß und in Stockholm eine mittelmäßig begabte Schauspielschülerin war, war ihre Figur zu mollig. Später, nachdem Hollywoods Diättechniker sie abgespeckt hatten, war sie zu dürr. Und wenn sie fotografiert wurde, neigte sie den Oberkörper leicht nach vorn, um die trotz Joga und Joghurt breit gebliebenen Hüften in den Bildhintergrund zu bringe.
     Zugegeben, ihr Gesicht war ungewöhnlich symmetrisch – wenn auch ausdrucksarm–, und erst ein findiger amerikanischer Kameramann konnte – nachdem er die „Weichzeichner“-Linse erfunden hatte – dem allzu ebenmäßigen Garbo-Antlitz jene „göttliche Transparenz“ verschaffen. So jedenfalls drückt sich ihr Biograf Robert Payne aus.
     Da war sie endlich geboren, die Diva aus Schweden, die Hollywoods Werbemanager zur „Göttlichen“ erkoren. Geboren aus der Schönheitssehnsucht einer häßlichen Zeit, die den Ersten Weltkrieg überstanden hatte und nun an der wirtschaftlichen Rezession knabberte. Da kam dieser wundersam verfeinerte Vamp-Typus gerade recht.

 


In Hollywood mußte Greta – die
jetzt die Garbo war – lernen, für
den Fotografen ihrer Filmgesell-
schaft MGM zu posieren. Zum
Beispiel beim Angeln ...

„Ninotschka“. Zum erstenmal
lachte die Garbo im Film – das
Publikum mochte es nicht

Hollywood 1929: Die Garbo bei
der Arbeit mit Regisseur Jacques
Feyder und Kameramann Milton
Browne. Doch auch von ihnen
ließ sie sich nicht immer
kommandieren

 

     Die Poeten, die diese Schönheit beschreiben wollten, waren sofort zur Stelle und verstiegen sich zu immer neuen Attributen. Wie der Franzose François Mauriac: „Sie erscheint überirdisch“, jubelte er, „befreit von aller Unreinheit, für die Ewigkeit vorbereitet.“
     Angefangen hatte alles ein paar Nummern kleiner, damals, am 18. September 1905, in Stockholm, als Greta Lovisa Gustafsson zur Welt kam. Der Vater Seemann, früh gestorben. Mit vierzehn kam Greta Lovisa in einen kleinen Friseurladen; später wurde sie Hutverkäuferin im Bergström-Warenhaus.
     Hätte der Geschäftsführer nicht eines Tages für ein Werbefilmchen Ausschau gehalten nach einem ganz netten Mädchen, das honorarfrei arbeitet, vielleicht wäre aus der kleinen Gustafsson nie die große Garbo geworden.
     Mit 37 Jahren war sie Multi-Millionärin (Dollars!), für 1942 gar keine so üble Leistung.
     Zuerst einige wichtige Stationen ihres Lebens:
     1923 spielt sie in Stockholm Theater; der Filmregisseur Mauritz Stiller sieht sie als Ellida in Ibsens „Frau vom Meere“ und ist hingerissen. 1924 überträgt er seiner Entdeckung den Part der Gräfin Dohna in „Gösta Berling“. Der Film wird ein Welterfolg, wie auch ein Jahr später „Die freudlose Gasse“ mit Werner Kraus und Asta Nielsen als Partner. Louis B. Mayer von MGM sieht den Film und holt Fräulein Gustafsson samt Regisseur Stiller nach Hollywood.

 

„Ein Gesicht
wie für die Ewigkeit“


„Menschen im Hotel“. Eine Szene
aus dem Film, den das ZDF uns
am Samstag zeigt. Greta Garbos
Regisseur sagte damals zu dieser
Szene: „Fantastisch; sie sprach
mit dem Telefon wie mit einem
Liebhaber!“

 

     Sie formen aus dem kontaktarmen Geschöpf aus dem exzentrischen Europa die große, geheimnisvolle Greta Garbo. Sie verkörpert von jetzt an in einem Film pro Jahr den romantischen, melancholischen Vamp-Typ mit ungeheurer Perfektion, obwohl dies ihrem spröden Wesen genau widerspricht. Es beginnt 1926 mit „The Torrent“ und endet 1941 mit „Der Frau mit den zwei Gesichtern“.
     Das war ihr letzter Film und ein absoluter Flop. Danach wurde sie übervorsichtig; sie hatte mit ihrem feinen Gespür erkannt, daß auf ihren Ruhm der erste Schatten gefallen war. Zwar bekam sie nach wie vor Angebote, aber keines sagte ihr so recht zu.
     Zudem war die Garbo auch zu einem finanziellen Problem geworden: Jahr für Jahr hatte sie mit Erfolg um höhere Gagen gepokert, für „Ninotschka“ erhielt sie die – für damalige Verhältnisse – fantastische Summe von 275 000 Dollar.
     Greta Garbo hat später einmal sehr ehrlich erklärt, warum sie alle Angebote ausschlug: „Ich wollte einen Mythos nicht zerstören. Neue Filme hätten frühere Filme in Vergessenheit gebracht. Mir war klar“ – da kommt ihr Geschäftssinn wieder an die Oberfläche –, „daß ich mit diesem Mythos auch in 20 oder 30 Jahren noch gute Geschäfte machen konnte.“ Privat spielte sie dann auch die Geheimnisvolle, die nur hin und wieder auf verschwommenen Fotos zu sehen war. Gut, seien wir fair: Das Versteckspiel kam und kommt natürlich auch ihrer angeborenen Scheu und Kontaktarmut entgegen.
     Heute hört man wenig von ihr, zuletzt machte die 75jährige mit ihrer Freundin, der Baronin Rothschild, Wanderferien in St. Moritz. Der deutsche Schauspieler Alexander Stefan („Das Schweigen im Walde“) traf die Garbo vor einigen Wochen bei Freunden in Los Angeles. Er erzählte BILD+FUNK: „Sie kam in einem rotroten Leinengewand, in ihrem Gesicht – einer Faltenlandschaft – leuchteten lebhafte Augen. Für mich war sie immer noch eine Schönheit. Sie lachte viel an diesem Abend, trank Whisky und rauchte Zigarillos. Als sie nach Hause ging, nahm sie die Zigarillostummel aus dem Aschbecher und wickelte sie in ein Taschentuch; denn sie hat Angst, daß jemand die Stummeln als Souvenir verkauft.“
     Man sieht, die geheimnisvolle Garbo versteht es auch heute noch, mit ihrem Mythos zu leben.

Thomas Hut

 

from:   Bild+Funk     1980, Nr. 45
© Copyright by   Bild+Funk

 

 

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