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Greta Garbo – „Die Göttliche“

Ihr Herz blieb
immer einsam

Von Fred Rossal

Ihre überirdische Schönheit, ihr geheimnisvolles Wesen verzauberten alle. Das Publikum gab ihr den Namen „die Göttliche“. Obwohl Greta Garbo seit 1941 nicht mehr filmt, lebt ihr Ruhm immer noch weiter. Dabei hatte sie es als junges Mädchen am Anfang ihrer Karriere gar nicht so leicht gehabt

 

Wegen der feinen Gesichtszüge
wurde Greta „die Göttliche“ genannt

 

Nein, mein liebes Fräulein“, wir haben leider keine Stelle als Schönheitsmodell frei“, bedauerte die Inhaberin eines Stockholmer Frisiersalons. „Versuchen Sie ihr Glück doch einmal woanders!“
     Die Seemannstochter Greta Lovisa Gustafsson war verzweifelt. Sie mußte Geld verdienen, um ihr Schauspielstudium an der Königlichen Dramatischen Akademie zu finanzieren. Traurig ging sie nach Hause. Dennoch war ihr Wille ungebrochen. Schauspielerin wollte sie um jeden Preis werden.
     Das junge Mädchen nahm seinen ganzen Mut zusammen und ging in ein Stockholmer Warenhaus. „Ich habe gehört, Sie suchen ein Hut-Modell“, fragte sie den Direktor. „Können Sie mich brauchen?“
     Greta Gustafsson wurde sofort engagiert. „Aus diesem interessanten Gesicht läßt sich viel machen“, war die Meinung des Direktors.
     Bald darauf erschienen in allen Zeitungen „Greta-Hut-Modelle“. Sie wurden ein großer Erfolg.
     Eines Tages entdeckte der berühmte schwedische Regisseur Mauritz Stiller ihr Bild in einer Illustrierten. „Was hat das Mädchen für edle Gesichtszüge“, rief er aus. „Ich muß sie unbedingt kennenlernen. Diesen Typ habe ich schon lange gesucht!“
     Dann ging alles sehr schnell. Greta wurde dem großen Regisseur vorgestellt und erhielt sofort eine Hauptrolle für seinen nächsten Film, „Gösta Berling“. Aus dem schüchternen, unbekannten Fotomodell wurde über Nacht ein großer Star. Die makellose und reine Schönheit ihres Gesichtes wurde von Millionen bewundert.
     Eifrig bemühten sich die Filmproduzenten in aller Welt um den Regisseur und seine interessante Neuentdeckung. Im Jahre 1925 wurde Mauritz Stiller nach Berlin engagiert. Hier drehte er „Die freudlose Gasse“. Neben Asta Nielsen und Werner Kraus spielte auch Greta – die sich inzwischen den Künstlernamen Garbo zugelegt hatte – eine Hauptrolle. Es war ihr einziger Film, der in Deutschland entstand.
     Wieder verzauberte die Künstlerin ihr Publikum. Ihre klassische Schönheit, ihre Unnahbarkeit, ihre Entrücktheit übten eine eigenartige Faszination auf ihre Verehrer aus.
     Hollywood wartete schon auf sie. gemeinsam mit Mauritz Stiller reiste sie in das Filmland. Greta erhielt einen märchenhaften Vertrag. Stiller dagegen mußte sich mit kleinen und undankbaren Aufgaben abfinden. Enttäuscht fuhr er nach Europa zurück und starb im Jahre 1928.

 

In „Anna Karenina“ stand Greta Garbo mit
Frederic March vor der Kamera. Der Film
entstand nach dem berühmten Roman von
Leo Tolstoi.
Rätselhaft, faszinierend und gefährlich
zeigte sich Greta Garbo in dem Spiona-
gefilm „Mata Hari“. Ihr Partner war
Ramon Novarro.
Einer der erfolgreichsten Garbo-Filme war
„Die Kameliendame“. An der Seite „der
Göttlichen“ stand der junge Amerikaner
Robert Taylor.

 

     Nur schwer konnte Greta Garbo den Tod dieses Mannes überwinden. Er hatte sie entdeckt, und er war immer ihr guter Freund gewesen.
     Aber die Arbeit ließ ihr nur wenig Zeit zum Nachdenken. Sie drehte ihren ersten Hollywood-Film, „Es war“. Dieser Titel war sehr beziehungsreich und paßte genau auf ihr Leben. Denn sie spürte, daß das, was hinter ihr lag, endgültig der Vergangenheit angehörte. Vor ihr lag ein neuer interessanter aber auch schwerer Weg.
     Greta Garbo verdiente jetzt viel Geld. Sie kaufte sich ein Haus in Hollywood und betätigte sich außerdem als Häuser-Maklerin. Denn sie wußte den Wert des Geldes zu schätzen und hatte Angst, daß sie ihr Vermögen wieder verlieren könne.
     Doch ihr Stern leuchtete immer heller auf. Sie wurde für ihr Publikum „die Göttliche“. Eine ganze Welt blickte in Verehrung zu ihr auf. In unzähligen Filmen konnte man sie bewundern. Mit John Barrymore stand sie in „Menschen im Hotel“ vor der Kamera. Mit Ramon Novarro drehte sie den Spionagefilm „Mata Hari“. „Anna Christie“, „Der bunte Schleier“ und „Königin Christine“ waren weitere Erfolge. John Gilbert war ihr Partner. Sie galten als das „ideale Liebespaar“ auf der Leinwand. Die beiden verstanden sich auch privat sehr gut, und lange Zeit war es sicher, daß sie heiraten würden. Doch ehe sich die sensible und scheue Greta entschließen konnte, ihre Freiheit aufzugeben, starb Gilbert.
     Wieder hatte die Garbo einen Menschen verloren, der ihr viel bedeutet hatte. Einsam und traurig zog sie sich in ihr Haus zurück. Nur selten sah man sie in der Öffentlichkeit. Mit großer Sonnenbrille, Schlapphut und in einfacher Kleidung wurde sie meistens von niemandem erkannt. Entdeckte trotzdem jemand „die Göttliche“ in ihrer Verkleidung und bat sie um ein Autogramm, wurde er enttäuscht. Greta Garbo blieb ihrem Grundsatz treu, nie in ihrem Leben den vielen Verehrern Autogramme zu geben.

 

In „Der bunte Schleier“ bewies Greta Garbo,
wie gut sie mit Kindern umzugehen wußte.
Im Leben blieb ihr das Mutterglück verwehrt.
Ihr Können und ihre Vielseitigkeit zeigte
„die Garbo“ in dem Film „Königin Christine“.
Die männliche Hauptrolle spielte John Gilbert.

 

     Im Jahre 1939 stieg sie von ihrem „Göttinnen-Thron“ herunter, zeigte sich als eine fröhliche Komödiantin. Unter der Regie von Ernst Lubitsch drehte sie „Ninotschka“. Erstmals hatte sie einen Regisseur gefunden, der ihr vielseitiges Können voll erkannt hatte. Sie vertraute ihm wie keinem anderen. Doch zu einer weiteren Zusammenarbeit kam es nicht. Lubitsch starb bald darauf.
     Unstet reiste „die Göttliche“ in der Welt umher. Der Dichter Berthold Viertel begleitete sie. Man sah sie an der Riviera, wo die Garbo ein Traumschloß besitzt. Man sah sie in Wien und Baden-Baden. Erst nach ihrer Abreise wurde entdeckt, welch prominenter Gast in Deutschland geweilt hatte.
     Greta Garbo, die inzwischen aus der Hand des schwedischen Königs als erste Filmschauspielerin die Medaille für Kunst und Wissenschaft erhalte hatte, drehte vertragsmäßig ihre Filme in Hollywood. Charles Boyer war ihr Partner in „Maria Walewska“. Mit Frederic March drehte sie „Anna Karenina“. Unvergeßlich war sie als „Die Kameliendame“. Die männliche Hauptrolle spielte Robert Taylor.
     Greta Garbo, die jetzt auf dem Gipfel ihres Weltruhms angelangt war, drehte im Jahre 1941 mit Melvyn Douglas den Film „Die Frau mit den zwei Gesichtern“. Hier spielte sie eine Doppelrolle. Einmal sah man sie als eine spießbürgerliche Ehefrau und zum anderen als deren lustige Zwillingsschwester. Es wurde ihr letzter Film. An einem Neujahrstag verkündete sie, endgültig abzutreten. „Ich werde niemals mehr spielen“, erklärte sie allen.
     „Die Göttliche“ blieb konsequent, obwohl prominente Regisseure und Autoren sie bestürmten. Max Ophüls wollte einen Film mit ihr drehen, Tennessee Williams schrieb einen Stoff für sie. Elia Kazan verfasste ein Broadway-Bühnenstück für sie, und auch Billy Wilder wollte mit ihr arbeiten. Als einmal Carlo Ponti – der Mann von Sofia Loren – sie aufsuchte und für eine Rolle gewinnen wollte, ab sie auch ihm die Antwort, die sie schon allen vorher gegeben hatte.
     »Ich bin einst ‚die Göttliche‘ gewesen. Glauben Sie nicht auch, daß viele enttäuscht wären, wenn sie mich jetzt als 62jährige Frau wiedersehen würden? nein, ich filme nicht wieder!“
     Als ihr die amerikanische Akademie für Filmkunst einen „Sonder-Oscar“ verlieh, weigerte sie sich auch, den Preis persönlich entgegenzunehmen.
     An der Seite von George Schlee – einem guten Freund – reiste sie weiter ziellos durch die Welt. Oder sie zieht sich in ihre New Yorker Wohnung zurück, die mit Erinnerungsstücken von einst angefüllt ist. Sie bewahrt vor allem kleine Andenken an John Gilbert und Melvyn Douglas auf.
     Die Dinge, die sie an Mauritz Stiller erinnern, hat sie auf dem Boden verstaut. „Ich könnte es nicht ertragen, sie täglich um mich zu haben“, sagte sie einmal. „Das würde mir weh tun.“
     Greta Garbo, die wie keine zweite von ihrem Publikum verehrt wurde, hat nie geheiratet. Ihr Herz blieb immer einsam. Sie war und ist „die Göttliche“, von der man träumt, die unerreichbar bleibt.

 

Überglücklich schließt die berühmte
Künstlerin ihre Mutter in die Arme
Mit George Schlee verband Greta Garbo
jahrelang eine innige Freundschaft

 

from:   Neue Post     Nr. 1   30. Dezember 1967
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