HEIRATET DIE Rätselraten um Greta Garbo
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Trotz aller Scheu und Weltfremdheit in ihrem Aufn.: Keystone (4), Quinn (2), Associated Press, |
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So kannte man sie, als sie auf der Höhe ihres Ruhms stand: abweisend, verschlossen, aber ohne Sonnenbrille |
Der ganze Schmerz eines einsamen Menschen spricht aus dieser seltenen Aufnahme in einer Londoner Hotelhalle |
Liegt der dunklen Brille ein Augenleiden zugrunde oder nur der Wunsch, seelischen Kummer zu verbergen? |
Kurz geschürzt und in feschem Pullover, so überraschte jetzt unser Fotograf die kamera- scheue Garbo in Nizza |
Mit glatten Haaren, die aus einem Glockenhut hervorquellen, der tief in die Stirn gezogen ist, mit blassem Teint, magerem, ungeschminktem Gesicht, immer auf der Hut vor jedermann, der sich nähern könnte, in der Furcht, einen Fotoapparat aufblitzen zu sehen, nachdem sie ohne mit der Wimper zu zucken die blendenden Scheinwerfer des Ruhmes ertragen hatte, immer bemüht, unerkannt zu bleiben, nachlässig gekleidet, ohne Eleganz, so erscheint nach zehn Jahren der Zurückgezogenheit die größte Künstlerin des Jahrhunderts: Greta Garbo.
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Beweint sie verlorene Liebe? |
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Von einem Land zum anderen von einem Kontinent zum anderen irrt die Göttliche durch die Welt, die ihr zu Füßen lag, die aber nicht für sie geschaffen scheint. Sie schleppt sich dahin und lebt in der Verlassenheit. Den Toren, die sich vor ihr öffnen, zieht sie die Dienstbotentüren vor, die geheimen Ecken, die Verstecke, das Schweigen, die Dunkelheit, mit einem Wort, die tiefste Einsamkeit, in die sich die Göttliche hüllt, ist für die Öffentlichkeit ein Mysterium. Greta Garbo scheint immer vor irgend jemand oder vor irgend etwas zu fliehen. Vor allem die Öffentlichkeit ist es, vor der sie zurückschreckt.
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Lange Zeit galt
der Londoner Hoffoto- graf Noel Coward als der einzige Freund der Garbo |
Wollte sie den ebenso kamera- scheuen wie berühmten Dirigenten Stokowski heiraten? |
Auch der frühere deutsche Staats- angehörige E. M. Remarque galt als „Favorit“ |
Hatte es ihr Gaylord Hauser mit seinen Fruchtsäften angetan? Hier gab es vie Klatsch |
Am längsten an ihrer Seite hielt sich ihr Pressechef George Schlee. Muß er jetzt weichen? |
Man suchte hinter dieser Tatsache die außergewöhnlichsten Gründe: entweder will die Garbo die Erinnerung an ihre große Schönheit unverändert bestehen lassen, oder aber hemmt sie ihre schwindende Sehkraft. Vielleicht aber auch – und dies scheint der schwerwiegende Grund – beweint sie eine verlorene Liebe. Alle Hypothesen stimmen darin überein, daß Greta Garbo ein trauriges und unglückliches Menschenkind sei. Die gesamte Presse ist dieser Ansicht, weil sie dem Anschein vertraut.
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Sie tanzte drei lange Walzer |
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An der Côte d'Azur, wo sich die Göttliche einfindet, um sich in einem Palast oder auf einer Jacht zu zerstreuen, erklärte ein junger amerikanischer Unternehmer als bisher einzige Person: „Greta Garbo ist nicht unglücklich, im Gegenteil.“ Dieser Mr. Blackwell lernte die Garbo vor zwei Jahren bei einer großen Party in Hollywood unter eigenartigen Umständen kennen. Er tanzte mit Gene Thierney einen Walzer, als er Greta entdeckte, die unbeweglich am Rande der Tanzfläche stand. Als das Orchester schwieg, näherte sie sich ihm mit den Worten: „Noch nie habe ich einen Walzer so schön tanzen sehen. Würden Sie den nächsten mit mir tanzen?“ So kam es, daß die Göttliche mit Mr. Blackwell an diesem Abend noch drei lange Walzer tanzte. Er war außerordentlich überrascht von dem hinreißenden Scharm, der von der Künstlerin ausging, von ihrer einfachen Art und Fröhlichkeit.
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Kleine Warenhaus-Verkäuferin |
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Am 18. September 1906 wurde sie in Stockholm geboren. Ihr Vater Sven Gustafson war ein kleiner Kaufmann. Als Greta erst 14 Jahre alt war, starb er. Da sie damals schon sehr schön war, gelang es ihr, in einem großen Warenhaus als Verkäuferin engagiert zu werden. Sie brachte alle Herzen in Aufruhr, wo sie sich zeigte. Die Direktion fand sie so hübsch, daß man sie bat, sich für Werbeplakate der Firma fotografieren zu lassen. Sie nahm diesen Vorschlag an und wurde anschließend unter denselben Bedingungen zu einem Werbefilm herangezogen. Als sie dann in der Komödie „Erich der Landstreicher“ auftrat, wurde sie von dem Regisseur Mauritz Stiller entdeckt, der damals als der beste Filmfachmann Schwedens galt.
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Der erste Star der Welt |
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Der Siegeszug Greta Garbos war gewaltig. Sie drehte „Torrent“, „Cantatrice“, „La chair et le diable“ (Das Fleisch und der Teufel). Das Aufkommen des Tonfilms, an dem so viele Schauspieler scheiterten, ließ sie erst zu voller Größe kommen. Sie wurde der erste Star der Welt. Man spendete ihr Beifall in „Anna Christie“, „Courtisane“, „Der große Appell“, „Königin Christine“, „Der Schleier der Illusion“, „Maria Valevska“, „Die Frau mit den zwei Gesichtern“.
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Selbst durch die Strenge der schwedischen Herrscherin ließ Greta Garbo in„Königin Christine“ die zarte Seele eines liebenden Frauenherzens spürbar werden |
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Nach ihm schenkte die Garbo ihre ganze Liebe und Zuneigung dem weltberühmten Komponisten und Dirigenten Leopold Stokowski, der außerdem aus vielen Filmen bekannt ist. Seine elegante Erscheinung, seine weißen Haare und seine zarten Künstlerhände, die im Film of so schön zu sehen waren, machten ihn beliebt, wo er sich sehen ließ. Er begleitete Greta ständig und mied mit ihr die Öffentlichkeit, wo er nur konnte. Man rechnete allgemein mit ihrer Heirat, ganz besonders, als sie 1938 zusammen nach Italien fuhren. Die Enttäuschung war groß, als die Trennung der beiden bekannt wurde.
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Damals war sie dreißig... |
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Dann brach der Krieg aus. Greta war gerade 30 Jahre alt. Ihr glanzvolles Leben ging in ein lichtloses Dunkel über. Sie drehte der Leinwand den Rücken, obwohl ihr die Filmgesellschaften märchenhafte Angebote machten. Greta war nicht mehr dieselbe. Sie verließ den Film auf der Höhe ihres Ruhmes, um Zuflucht im Vergessen zu suchen. Obwohl sie noch jung und sehr schön war, begann sie, die Öffentlichkeit vollends zu fliehen, ohne die sie einst nichts gewesen wäre. Eines Tages sah man sie in Begleitung des berühmten Doktor Gaylord Hauser, der sich mit seiner Ernährungsmethode in aller Welt einen Namen machte. Die Verbindung war aber nur von kurzer Dauer. Viel ernster schien dagegen ihre Bekanntschaft mit dem englischen Hoffotographen Cecil Beaton, von dem man sagte, er würde sie heiraten. Diese Nachricht war wohl eine große Überraschung. Wie konnte die Garbo, die Fotografen haßte, ausgerechnet an diesen Mann sich binden? Aber man kannte ja schon ihre Neigung zum Paradoxen. Bereits zu Beginn ihrer Karriere hatte sie das bewiesen, als sie, die gegen jede Reklame war, einen Werbefilm drehte. Mit der Heirat aber blieb es bei dem Gerücht. Und über ihre Pläne wurde ebenfalls nichts Näheres bekannt.
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Schlee behauptet sich |
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Schlee, der der Mann ihrer New Yorker Schneiderin ist, hat seinen Platz an ihrer Seite bisher am sichersten behauptet. Vielleicht wartet er geduldig, bis der richtige Augenblick für eine endgültige Vereinigung gekommen ist – wer weiß? Er ist 1899 in Russland geboren, ist Rechtsanwalt von Beruf, und man vermutet, daß er die Memoiren der Garbo schrieben wird. Jedenfalls ist er der Schutzengel der Künstlerin und weicht seit Jahren nicht um Haaresbreite von ihr. Greta Garbo ist steinreich. Sie reist und liest viel. Seit Jahren blieb ihr Name unverändert an erster Stelle mit dem Film verbunden. Ihr Stern glänzt ohne ihr Zutun weiter. Aber es ist ein Stern der Erinnerung.
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Ein ewiges Verstecken |
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An der Côte d'Azur, wo sie kürzlich der Gast von Aristote Onassis, dem neuen Besitzer des Casino von Monte Carlo war, führte sie nach wie vor ihr geheimnisvolles Dasein. Obgleich sie sonst äußerlich zurückgezogen lebt, fast wie eine Nonne, steigt sie doch in großen Luxushotels wie dem Carlton in Cannes oder dem Hotel de Paris in Monte Carlo ab, nimmt aber die Mahlzeiten in ihrem Zimmer ein und geht morgens um 8 Uhr schwimmen, solange der Strand noch nicht belebt ist. Über die Dienstbotentreppe kehrt sie in ihr Zimmer zurück. So spielt sie ein ewiges Verstecken. Um so erstaunter ist die Öffentlichkeit nun über die Nachricht ihrer bevorstehenden Heirat. Sollte es mal wieder nur ein Gerücht sein? |
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Jean-Paul Ollivier
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Sets bewacht von George Schlee, Foto: Lutetia |
from: DIE farbILLUSTRIERTE Nr. 20 Drittes Septemberheft 1953
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