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FILM
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Furcht vor Fotografen:
Greta Garbo Einst göttlich – demnächst Herzogin

 

Der Seelenarzt irrte

Greta Garbo kehrt zurück

Vor wenigen Tagen ging eine große schlanke Frau mit schwarzer Brille, Baskenmütze, ausgebeulten Hosen und viel zu weiter Jacke in Cherbourg an Land. Wenig später tauchte sie in Paris auf. Sie hielt ihren Namen streng geheim und ging den Fotografen mit auffälliger Scheu aus dem Wege. Trotzdem wußten die Pariser schnell, daß Greta Garbo in die Seinestadt gekommen war. Sie wissen jetzt auch, daß sie für ihren Film „La Duchesse de Langeais“, ihren ersten nach siebenjähriger Filmpause, Pariser Lokalatmosphäre einatmen will.
     Das Seltsame geschah: Die sonst so geschäftigen Reporter der Boulevard-Presse ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie ließen der einst Göttlichen die gewünschte Ruhe.
     Trotz ihres Vielberechtigten Drangs nach Einsamkeit sei die Garbo über das mangelnde Interesse leicht enttäuscht, behaupten ihre Freunde. Greta Garbo will noch nicht zu den Vergessenen zählen, wissen sie zu berichten. Sie möchte mit der Rückkehr unter die Jupiterlampen auch wieder im Licht der Öffentlichkeit stehen. Trotz aller Scheu vor Publicity.
     Diese Scheu führte bisher dazu, daß niemand ihr Leben genau kannte. Sicher ist, daß sie in ihrer Jugend Friseurgehilfin war, daß die magere Greta Gustafson in der Firma Bergstroem Hüte und Pullover vorführte und verkaufte. Dann mute der bärtige Herr Bergstroem dem Regisseur Mauritz Stiller als Chef Platz machen.
     Stiller ebnete der immer noch eckigen jungen Greta den Weg zum Film. Aus dem Mädchen Gustafson wurde die Garbo, was auf portugiesisch Anmut bedeutet.
     Sie spielte die Elisabeth in „Gösta Berling“. Unter G. W. Pabsts Regie drehte sie dann in Berlin „Die freudlose Gasse“. Der Film war der Anfang eines freundvollen Weges nach Hollywood.
     Stiller wurde dort nicht nur als Regisseur, sondern ihr erstes Liebeserlebnis. Der 48jährige ging zurück nach Schweden, als die sehr anmutige 24jährige in John Gilbert den Partner und die größere Liebe fand. Er heiratete bald eine andere.
     Dann begann Greta Garbos Menschenscheu, ihre gierige Beschäftigung mit geistigen Dingen. Noch immer konnte sie zwar alle ihre Partner zu einer vorübergehenden Verliebtheit inspirieren, aber die private Garbo umgab sich mit Einsamkeit.
     Vernichtend für ihren Glauben an ihre schauspielerischen Fähigkeiten war die einmütig ablehnenden Kritik an ihrem letzten Film „Die Frau mit den zwei Gesichtern“. Es stehe der Garbo schlecht, sich als Glamour-Girl zu versuchen, behaupteten die Kritiker. Die Frauenvereine nahmen ihr die zweigesichtige Rolle übel.
     Damals sprach man viel von angeblichen Heiratsabsichten. Leopold Stokowski, der langjährige, ebenso große wie eitle Dirigent des Philadelphia-Symphonieorchesters, heiratete nach einer gemeinsamen Europareise nicht die Garbo, sondern die reiche Gloria Vanderbilt. Rouben Mamoulian, der Regisseur, dementierte ähnliche, ihn betreffende Gerüchte, die stets der Skandalchronik Hollywooder Klatschbasen entstammten. Tatsache ist nur die Freundschaft mit dem schwedischen Millionär Wilhelm Sörensen. Es blieb eine Freundschaft.
     Tieferen Einfluß hatte die Psychoanalyse auf Greta Garbo, die den Glauben an ihre Fähigkeiten verloren zu haben schien. Nach dreijähriger Behandlung stellte der Seelenarzt fest: „Greta Garbo wird nicht mehr filmen. Aber sie wird eine glückliche Frau.“
     Der Psychoanalytiker behielt nicht recht. Die Garbo wird wieder filmen. Amerikanische Freunde behaupten, sie habe den Glauben an ihre Fähigkeiten wiedergefunden. Walter Wanger, ihr Produzent, verbürgt sich dafür, daß „Die Herzogin von Langeais“ ins Atelier geht.
     Er nannte auch schon den Namen des Garbo-Partners: James Mason. Von ihm behaupten englische und amerikanische Filmleute, daß ihm seine Katzen verständnisvollere Freunde sind als die Menschen.

 

 

from:   DER SPIEGEL     Nr. 31   28. Juli 1949
© Copyright by   DER SPIEGEL

 

 

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