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FILM
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Cathrine mag Männer
Greta Garbo tanzt Rumba (s. Titel)
Metro-Goldwyn-Mayers Traditionslöwe begann brüllend die deutsche Erstaufführung des US-Filmes „Die Frau mit den zwei Gesichtern“. (Original: „Two-faced woman“). Das langersehnte Wiedersehen mit der göttlichen Schwedin wurde ein freudig-festliches Ereignis in der „neuen Scala“ Berlin.
Fast zehn Jahre sind vergangen seit der letzten deutschen Garbo-Premiere. Aber der MGM-Star wurde nicht vergessen. Man liebt die einsam-kühle Nordländerin. Es ist keine Kunst, Greta Garbo zu lieben, nicht für den, der sie als Anna Karenina sah, als die Tänzerin Grusinskaja in „Menschen im Hotel“, als Königin Christine, als Kameliendame. Man liebt ihr Spiel und liebt das Gesicht, das wie das Spiel ist: klar, herb, schön, voller Empfindung, mit dm ernsten Schatten einer Melancholie, die wie eine Melodie ist.
„Die Frau mit den zwei Gesichtern“ ließ Regisseur George Cukor vor acht Jahren belichten. Greta Garbo hat seither nicht wieder gefilmt, und dieser Film ist eine gute Gelegenheit für Garbo-Fans, ihre Bewunderung zu vervielfachen: Greta offenbart bei ihr nie vermutete Talente, vollstes Temperament voller Verwandlungskunst.
Im Winterparadies Snow-Lodge in Idaho saust sie als Skilehrerin Karin durch den Pulverschnee. Larry, verwöhnter Verleger aus dem reichsten New York, mit drei Millionen Lesern, fängt Feuer, nimmt Privatunterricht und landet via Standesamt in ihrem kühlen Herzen.
Karin will den verweichlichten Broadway-Sohn (Melvyn Douglas spielt ihn als rechten Lebemann) zum einfachen Leben bekehren. So wie sie lebt: sportlich, abgehärtet, ohne Rauchen, Trinken, Tanzen, ohne Anmalerei.
New York ist stärker. Larry läßt sich dort von der Liliputausgabe eines Großstadtvamps, Griselda, becircen. Karin nimmt den Kampf auf. Als ihre „Zwillingsschwester Cathrine“ (15 Minuten älter als Karin) kapert sie mit Frauenlist und müden Augendeckeln Larry zum zweiten Male.
Cathrine ist das genaue Gegenteil der Schwester. „I like men“, gesteht sie mit frechem Klang in der Stimme. Ihre Art zu flirten ist dementsprechend. Der Ausschnitt ihrs Abendkleides treibt selbst Kennern das Blut ins Gesicht.
Greta Garbo als Karin-Cathrine tanzt Rumba, aus Verzweiflung, mit viel Champagner in den Gliedern. Die Rumbarasseln sind begeistert, das Parkett gehört den verwegenen Tanzfiguren der Göttlichen allein. Greta Garbo, wie sie bisher keiner kannte. Larry ist geschlagen. Von Herzen gern nimmt er die gute Mischung Karin-Cathrine für immer. Nachdem Karin den überlebensgroßen Kater, den sie sich als Cathrine holte, überstanden hat, erwischt die Kamera nach wildem Endspurt auf Skiern eine herzhaft-zärtliche Umarmung.
Die Garbo spielt wie einst. Noch besser. Sie entdeckte das weite Feld heiterer Ironie für sich und tummelt sich ausgelassen darauf. Die brummigsten Kinobesucher gingen mit verzaubertem Lächeln davon.
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