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Phot. Metro-Goldwyn-Mayer
Greta Garbo

 

Greta Garbo auf ihrem Schimmel „Beverly“

 

 

 

 

 

 

Beim
Start

 

Wenn Männer lieben

von GRETA GARBO

Welcher Weg führt zum Herzen eines Mannes? – Diese Rätsel wird immer das interessanteste für eine Frau sein, denn jede Frau ist im Grunde ihres Herzens eine Sirene, wenigstens für einen Mann, den sie liebt.
     Aber die Männer sind schwer zu begreifen, sie sind so vielseitig und an so vielen Dingen außer uns interessiert – am Angelsport, am Golfspiel, am Klubleben, an der Jagd und nicht zuletzt am Geldverdienen. Das alles macht sie zu recht schwierigen Studienobjekten für eine Frau.

 


Phot. International Newsreel
Mit verträumtem Gesicht
Als „Vampyr“

Phot. Metro-Goldwyn-Mayer

 

     Wenn eine Frau es nicht versteht, durch verschlungene Pfade den Weg zum Herzen eines Mannes zu finden, kann sie nicht hoffen, ihn für längere Zeit von seinen verschiedenen Liebhabereien abzulenken und selbst etwas von ihm zu haben, wenn sie den Wunsch danach hat. Er schenkt anderen Dingen seine Aufmerksamkeit und vergißt sie für längere Zeit. Es liegt ihm gar nicht besonders viel daran, sie an seinen Interessen teilnehmen zu lassen. Er mag einmal sehr verliebt gewesen sein, aber bald ist bestenfalls nur noch eine leichte Zuneigung vorhanden … Und dann werden ihm die Sirenen gefährlich.

*

     Man hat mich eine „Sirene“ genannt. Doch diese Bezeichnung ist falsch. Auf der Leinwand macht man mich dazu, im wirklichen Leben aber bin ich es nicht, schon aus dem einfachen Grunde, weil ich gar keine Zeit dazu habe. Immer wieder setzt es mich in Erstaunen, zu beobachten, wie die jungen Amerikanerinnen in Hollywood so vieles auf einmal unternehmen können. In Europa soll es fast genau so sein. Film, Gesellschaft, Sport und Liebe, sie erledigen das alles mit Virtuosität zu gleicher Zeit.
     Ich bin aber nun aus einer Stadt in Schweden, wo das Tempo des Lebens nicht so rasend ist. Auch sind die Lebensformen dort nicht so kompliziert. Meine Vorfahren waren bis hinauf in die Zeit der Wikinger Seefahrer, Leute von einfachen Sitten, die nicht viele Worte machten, aber das Rauschen der Wellen und das Spiel des Windes in ihrem Haar liebten: Ich kann nur ein Ding auf einmal tun. Dieses eine tue ich aber von ganzem Herzen und von ganzer Seele. Lassen Sie mich darüber etwas erzählen.

*

     Mit fünfzehn Jahren besuchte ich die dramatische Schule in Stockholm. Man hatte ein Drama von Ibsen auf dem Plan gesetzt und mir eine Rolle gegeben. Während ich in den Kulissen wartete, bemerkte ich einen Schatten im Hintergrund, der wie der Schatten eines Riesen wirkte. „Das ist   M a u r i t z   S t i l l e r“, flüsterte mir jemand von den anderen Spielern zu. Das war der bedeutendste schwedische Darsteller! Ich nahm mir vor, alle meine Kraft in die kleine Rolle hineinzulegen. Das gelang mir so gut, daß ich den großen Mann, der zusah, gänzlich vergaß.

 


Phot. Metro-Goldwyn-Mayer

Werbeaufnahmen zu dem neuen
Greta Garbo-Film „Der Krieg im Dunkeln“
Auf der Treppe Greta Garbo mit ihrem
Partner Conrad Nagel. Rechts neben
der Kamera stehend, der Regisseur
des Films: Fred Niblo, bekannt als
Regisseur von „Ben Hur“

Greta Garbo in ihrem neuen Metro-Goldwyn-Mayer-Film „Das göttliche Weib“


Phot. M.-G.-M.

 

     Am nächsten Tag wurde ich aber zu ihm ins Büro gerufen, und er machte mich zur Hauptdarstellerin in „Gösta Berling“. Als er in Hollywood einen Film drehen wollte, ließ er mich aus Schweden eigens dazu herüberkommen.
     Beim Film erging es mir genau so. Ich geriet in eine Wut, die wirklich war, empfang wirkliche Leidenschaft und vergoß Tränen, die noch herunterrieselten, als die Kamera schon ihre Tätigkeit eingestellt hatte.

*

     Als ich mit   J o h n   G i l b e r t   zusammen in dem Film „Das Fleisch und der Teufel“ spiele, hatten wir einen Liebesszene, in der wir zusammen hinknieten. Als ich meine Augen in seine versenkte, verschmolz die Musik, die man spielte, mit dem Rauschen der Grandung zu einem Ganzen, und ich sah in seinen dunklen Augen, die in die meinigen blickten, einen Ausdruck, der wie ein herrliches hohes Lied das Zischen der Jupiterlampen übertönte. Ich vergaß alles um mich herum. Die Erregung überwältigte mich. Der Regisseur sagte mir später, es seien die besten Liebesszenen, die er je gedreht habe, aber alles, was ich davon in Erinnerung behielt, ist, daß ich, während ich sie spielte, vollkommen in ihnen aufging.
     Ich kann nur ein Ding zu einer gegebenen Zeit tun, so war es immer, und so wird es vielleicht immer sein. Ich glaube nicht, daß ich lieben und zu gleicher Zeit im Film spielen kann.
     Vielleicht gebe ich eines schönen Tages den Film auf und opfere alles dieser Liebe. Dann brauche ich ganz bestimmt nicht den Luxus und die Paläste, nach denen es die Sirenen gelüsten soll. Eine kleine Hütte hoch oben im Gebirge würde mir weit mehr zusagen, so eine Hütte fern von den übrigen, nur von riesigen Bäumen umgeben, wo wir allein sein könnten und von wo ich über das Meer blicken könnte …
     Vielleicht werde ich es aber doch lernen, verschiedenes auf einmal zu tun. Man weiß doch nie …
     Als ich einstmals in ein Restaurant in Hollywood eintrat, hörte ich eine Dame sagen: „Schau, da kommt die   M o n a   L i s a !“ Als ich darauf einige Tage später mit John Gilbert in die Berge ausritt, fragte ich ihn, warum man mich wohl so nenne. Ich liebe doch die Einfachheit und die Einsamkeit und komme mir selbst weder besonders kompliziert noch geheimnisvoll vor. – Dann sagte man wieder, daß Mona Lisa so ausgesehen habe, als ob sie das Wissen von Jahrhunderten in sich vereinige, als ob sie alles wisse, alles an sich erfahren habe, und in meinem Alter kann man doch wohl kaum schon so weit sein.
     John sagte darauf, daß eine Antwort darauf auch gleichzeitig eine Erklärung dafür geben würde, warum ich mehr für problematische als für einfache Rollen verwendet würde. „Du siehst so aus – und vielleicht bist du auch im Grunde deines Herzens so.“
     Da meinte ich: „Nein, ich habe nicht das Herz einer problematischen Frau. Mir macht es keinen Spaß, Eroberungen zu machen. Im Innern bin ich ein einfaches Wesen, das sich am wohlsten in einer Strandhütte fühlt; mit nichts als die See vor sich und die Berge im Rücken.“
     „Du gehst um die Frage herum“, ließ er nicht locker. „Um dich weht ein Hauch der Ewigkeit. Ein Teich, eine Silberbirke, ein grüner Hügel, ein Wald, all diese Dinge sind einfach genug und doch sind sie irgendwie geheimnisvoll. So bist du. Vielleicht liebst du die Einfachheit, aber du weckst Vorstellungen von Tiefen und außergewöhnlichen Dingen.“
     Dann drehte er sich in seinem Sattel um und lachte, denn er kannte mich sehr gut. „Es führt zu nichts, wenn wir darüber weiter streiten. Man kann dir das einfachste Kleid und Wollstrümpfe anziehen und deine Füße in die schlechtesten Schuhe stecken – immer bleibst du das interessante Weib, die Sorte, für die Männer das Heim verlassen.“
     „So?! Bis jetzt hat noch kein Mann für mich seine Familie verlassen, und trotzdem mache ich einen so gefährlichen Eindruck … Warum? Vielleicht, weil ich fremdartig erscheine. Ich laufe den Männern nicht nach und werfe mich ihnen nicht an den Hals.“

*

     D i e   M ä n n e r   sind im Grunde ihres Herzens   K i n d e r.     Ist sich eine Frau einmal über diesen Punkt klar geworden, so besitzt sie eine weit gefährlicher Waffe als das verführerischste Lächeln der abgefeimtesten Kokette.

 

Greta Garbo und John Gilbert in dem Film „Es war“
nach dem Roman von Hermann Sudermann
(In Amerika führt der Film den Titel „Das Fleisch und der Teufel“).

 

     Die Männer schaffen und zerstören – wie Kinder. Die Frauen dagegen zerstören niemals, da sie älter sind als die ältesten Männer und im Besitze uralter Weisheit. Ihre Aufgabe ist zu erhalten, was die Männer erarbeiten, sei es nun Lohn oder ein großes Vermögen, gesellschaftliche Stellung, Macht oder Berühmtheit.
     Die Frauen haben einen praktischen Verstand und halten sich an greifbare Dinge. Manchmal verlieren sie sich auch in einer hoffnungslosen Liebe, keinesfalls suchen sie aber den Mond herunterzuholen, wie das die Männer oftmals zu machen versuchen.

*

     Männer werden von der Frau erobert und gehalten, die versteht, ihr   K a m e r a d   und Gesellschafter zu sein. Nur die Frau, die sich nicht auf diese Kunst der Kameradschaft in der Liebe und Ehe versteht, hat etwas von den Vampiren und den Sirenen dieser Welt zu befürchten.
     Der Weg zum Herzen des Mannes geht nicht durch die Küche oder die Speisekammer. Dieser Weg führt vielmehr durch seine Phantasie, durch seine Interessen und durch das Verständnis, das man seiner Arbeit entgegenbringt. Die Männer sind stolz auf ihre Arbeit und wollen immer davon reden. Wenn die Frau diesen Gesprächsgegenstand mit einem gelangweilten Achselzucken abtut, dann sehen sie sich eben nach einem interessierteren Zuhörerkreis um.
     Durch Kleinigkeiten gelingt es oft, Liebe anzufachen und die Flamme brennend zu erhalten.
     Auch die Romantik spielt eine große Rolle. Wenn Sie mich aber fragen, was das ist, so kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Lebt sie nicht in Ihrem Herzen als eine helle, lodernde Flamme, dann werden Sie sich nie durch die verschlungenen Wege zum romantischen Herzen der Männer hindurchfinden!

Angelo-American N. S. Copyright

 

from:   Sherl's Magazin     Oktober   1928
© Copyright by   Sherl's Magazin

 

 

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